Neue OZ: Kommentar zu Bundeswehr / Wehrpflicht

Dann halt die zweitbeste Lösung

Wetten, aus der kreativen Variante wird nichts? Die sieht so aus,
dass die Wehrpflicht zu einer Zwölf-Monate-Dienstpflicht
weiterentwickelt wird. Für Frauen und Männer, sinnhaft gestaltet, zu
leisten im Militär, in Sozialwerken oder Kirchen.

Diese von den Grünen favorisierte Variante bewahrt die
unbestreitbaren und wertvollen Integrationseffekte eines Dienstes an
Staat und Gesellschaft. Und sie lässt der Bundeswehr die Chance zur
Nachwuchsgewinnung auf jenem Ausbildungs- und Bildungsniveau, das die
Mehrheit der Deutschen von ihrer Bundeswehr erwartet. Praktische
Effekte wie Reserven fürs Militär oder Kostendämpfung im Sozialsystem
inklusive. Allein, eine solche Dienstpflicht wäre ja unbequem. Also
wird sich keine Mehrheit finden, die sie durchsetzt.

Als halbwegs vernünftige Alternative drängt sich nur die in der
SPD seit Jahrzehnten vorgedachte Variante auf: Deutschland hält an
der Wehrpflicht fest, um im Falle einer sicherheitspolitischen Krise
wieder darauf zurückgreifen zu können; eingezogen wird aber nur noch,
wer will.

Diese Lösung nimmt der Wehrpflicht zwar viele
gesellschaftspolitische und militärische Vorzüge, die sie einst
hatte. Aber sie ist allemal besser als das, was gerade begonnen hat:
das Festkrampfen an einem Halbjahres-Wehrdienst, der viele Kräfte
bindet und immer weniger freisetzt. Und dessen Einberufungspraxis
keinen akzeptablen Gerechtigkeitskriterien standhält.

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