Neue OZ: Kommentar zu Atomkraft / Laufzeiten / Stromkonzerne

Dreiste Drohungen

Die Drohungen der Stromkonzerne sind an Dreistigkeit nicht zu
überbieten. Dass sie polternd über den Medien-Boulevard den Weg in
die Öffentlichkeit suchen, zeichnet ein Bild ihrer verzweifelten
Lage. Eon, RWE, Vattenfall und EnBW sehen ihre Felle davonschwimmen.
Der Goldesel Atomkraft droht zu lahmen.

Die aggressive Strategie der Energieversorger ist auch insofern
grober Unfug, als längst klar ist, dass eine Laufzeitverlängerung von
Kernkraftwerken nicht für lau zu haben ist. Die Koalition wäre von
allen guten Geistern verlassen, würde sie sich erpressen lassen und
die geplante Brennelementesteuer kippen. Diese wäre ein geeignetes
Mittel, um Gewinne durch den Weiterbetrieb von AKW abzuschöpfen und
für den Ausbau erneuerbarer Energien zu verwenden. Der von den
Stromkonzernen vorgeschlagene Fonds taugt als Alternative nicht, vor
allem weil er unter Kontrolle der Konzerne bliebe und Zahlungen nach
deren Gutdünken erfolgten.

Auch der Zorn der Stadtwerke ist nur allzu verständlich. Sie
fühlen sich düpiert: Im Vertrauen auf einen Atomausstieg haben viele
kräftig in umweltfreundliche Kraftwerke investiert. Nun müssen sie
fürchten, selber in die Röhre zu schauen, während die Wettbewerber
Reibach machen. Die Regierung wandelt auf schmalem Grat: längere
Laufzeiten ungewiss, eine andere Frage ungeklärt: Wo soll ein
Endlager gebaut werden?

Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207