Berlin, 24. August 2015. Es wollen sich immer weniger Jura-Absolventen bei einer Großkanzlei für den Jobeinstieg bewerben. Nach einer kurzen Erholung im vergangenen Jahr setzt sich der jahrelange Abwärtstrend weiter fort. Der beliebteste Arbeitgeber der Juristen bleibt das Auswärtige Amt. Das Bundeskriminalamt belegt erstmals Platz 2 und verdrängt Freshfields Bruckhaus Deringer auf Rang 3. Das ist eines der Ergebnisse des Graduate Barometers, das das trendence Institut jährlich unter rund 2.300 abschlussnahen Juristen in Deutschland durchführt. Die Ergebnisse der Studie erscheinen heute in der JuS – Juristische Schulung.
Großkanzleien im Abwärtstrend
Die Arbeitgeber, die in diesem Jahr am stärksten in der Gunst der Nachwuchsjuristen verlieren, sind Großkanzleien. Der größte Verlierer, Freshfields Bruckhaus Deringer (-3,1 Prozentpunkte), bleibt zwar die beliebteste Kanzlei des Rankings, rutscht aber erstmals seit Beginn der Studie im Jahr 2003 auf Rang 3. Daneben zählen Hengeler Mueller (Rang 6) und Clifford Chance (Rang 10) zu den größten Verlierern. Noerr LLP hingegen ist eine positive Ausnahme und steigt von Rang 13 auf 10. „Zwar befinden sich unter den Top 10 der beliebtesten Arbeitgeber immer noch sechs Großkanzleien“, so trendence-Geschäftsführer Holger Koch. „Sie erreichen aber keine Spitzenpositionen im Ranking, sondern belegen Plätze im Mittelfeld oder platzieren sich nur knapp in den Top 10.“
Automobilbranche auf der Ãœberholspur
Während die Kanzleien ausgebremst werden, befinden sich die Automobilhersteller in diesem Jahr auf der Überholspur: Zu den sieben Arbeitgebern, die am stärksten in der Wertschätzung der Nachwuchsjuristen gestiegen sind, gehören Porsche, AUDI, Volkswagen und die BMW Group. AUDI ist für Juristen bereits das fünfte Jahr in Folge der beliebteste Arbeitgeber unter den Automobilherstellern und landet auf Platz 6, gefolgt von der BMW Group auf Rang 8.
Wochenarbeitszeit auf Allzeittief
Die Großkanzleien entsprechen immer weniger den Vorstellungen der Bewerber. Das zeigt sich auch bei der Arbeitszeit. Die Nachwuchsjuristen wollen deutlich weniger Zeit im Büro verbringen und stattdessen mehr Zeit für Familie und Freunde haben. Die jungen Juristen erwarten eine Wochenarbeitszeit von 50,8 Stunden – das sind mehr als vier Stunden weniger als im Jahr 2006. Für interessante Mandate und Arbeitsaufgaben nehmen allerdings 75 Prozent der Befragten Überstunden gerne in Kauf.
Juristen sind Teamplayer
Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen galten Juristen lange Zeit als Einzelgänger. Mit diesem Vorurteil räumt das trendence Graduate Barometer auf: Drei Viertel der Bewerber finden Teamarbeit und regelmäßige Projektbesprechungen wichtig für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Und auch After-Work-Aktivitäten mit Kollegen oder gemeinsame Wochenendausflüge sind für die Mehrheit eher Entspannung und keine zusätzliche Arbeitsbelastung.