NABU legt Zahlen zum zusätzlichen Finanzbedarf von Schutzgebieten vor Tschimpke: Bundesregierung muss eingreifen, um Scheitern des Gipfels zu verhindern

Zum Start des Ministersegments auf der
Weltnaturschutzkonferenz im japanischen Nagoya hat der NABU an die
Bundesregierung appelliert, sich für eine deutliche Erhöhung der
Umweltschutzhilfen für arme Länder einzusetzen. Bundesumweltminister
Röttgen müsse in Nagoya dafür werben, dass auch andere reiche
EU-Mitgliedstaaten dem Beispiel Deutschlands folgen und mehr Geld für
den Schutz der biologischen Vielfalt in den armen Ländern des Südens
bereit stellen. Bundeskanzlerin Merkel hatte auf der
Vorgängerkonferenz 2008 (CBD COP9) in Bonn versprochen, dass
Deutschland bis 2012 zusätzlich 500 Millionen Euro, ab 2013 jährlich
500 Millionen Euro, insbesondere für den Schutz tropischer
Regenwälder zur Verfügung stellen wolle. Der NABU hat dies als einen
wichtigen ersten Schritt begrüßt, gibt jedoch im selben Zug zu
bedenken, dass dies langfristig nicht ausreichen wird, und auch
Deutschland noch nachlegen muss.

In Nagoya legte der NABU gemeinsam mit anderen
Umweltorganisationen Zahlen vor, die zeigen, dass die
Entwicklungsländer zusätzlich mindestens 15 Milliarden US-Dollar im
Jahr benötigen, um ausreichend Schutzgebiete auszuweisen. „Europa
fordert zu Recht Schutzgebiete auf 20 Prozent der jeweiligen
Landesfläche und auf See. Doch wenn Deutschland und die EU in den
nächsten Tagen keine klare Ansage machen, dass ausreichend Geld dafür
fließen wird, dann werden die armen Länder den Nagoya-Vertrag als
Ganzes ablehnen“, warnte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Beim Thema Biopiraterie stünden die Verhandlungen in Nagoya
ebenfalls auf der Kippe – und Deutschland im Zentrum der Kritik. Der
NABU fordert, dass in Japan endlich ein rechtlich verbindliches
Protokoll verabschiedet wird, um eine faire Aufteilung von Gewinnen
aus der Nutzung von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen z.B. für
Medikamente und Kosmetika zu ermöglichen. Hier dürfen deutsche
Gesundheitspolitiker Bundesumweltminister Röttgen nicht länger in den
Rücken fallen.

„Beim Thema Biopiraterie erwarten wir von der Bundesregierung und
ganz besonders vom Gesundheitsminister ein deutliches Signal, dass
endlich die Schlupflöcher für die Pharmaindustrie geschlossen werden.
Es kann nicht sein, dass die Konzerne hohe Profite machen und die
Herkunftsländer der Pflanzen leer ausgehen“, so Konstantin Kreiser,
NABU-Experte für Internationale Biodiversitätspolitik, der die
Verhandlungen in Japan vor Ort verfolgt.

Terminhinweis und Einladung zum Pressegespräch in Nagoya mit
NABU-Präsident Olaf Tschimpke, NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt
und Konstantin Kreiser, NABU-Referent für Internationale
Biodiversitätspolitik: Termin: Donnerstag 28. Oktober, 18:15 Uhr Ort:
COP-10 International Media Center, Press Information Counter (Gebäude
2, 2. Etage)

Weitere Informationen sowie aktuelle Einschätzungen von der
Konferenz in Nagoya zu finden unter
www.NABU.de/weltnaturschutzkonferenz

Originaltext vom NABU

Pressekontakt:
Konstantin Kreiser, NABU-Experte für Internationale
Biodiversitätspolitik, verfolgt die Verhandlungen vor Ort. In Nagoya
erreichbar mobil unter 0081-(0)90-5580-6159 oder per E-Mail unter
Konstantin.Kreiser@NABU.de
NABU-Präsident Olaf Tschimpke (ab dem 27.10. erreichbar in Nagoya
über die NABU-Pressestelle unter Tel. 030-284984-1510 oder -1500)