
„Die Sprache zu sprechen ist die Basis für jede Integration und der Schlüssel zur Gesellschaft“, so beginnt der Perser Goodarz Mahbobi in der Aula des Robert-Wetzlar-Berufskollegs (http://www.rwbk-bonn.de/). Der gebürtige Iraner weiß wovon er spricht, verließ er 1988 seine Heimat während des dort herrschenden Krieges, um sich im Ausland eine sichere Zukunft aufzubauen. Auf seine Ausreiseerlaubnis musste er lange warten und zuvor einen 2-jährgen Militärdienst absolvieren.
Als 23-jähriger startete er ein neues Leben, ohne ausreichende Sprachkenntnisse. Um die Sprache zu erlernen, stand er jeden Tag um 5:00 Uhr auf. Um möglichst schnell sprechen zu können, lernte er 50 Wörter der neuen Sprache und wiederholte diese am Abend. Sein Ziel, mithilfe eines Grundstockes, schnell aktiv sprechen zu können. Bereits nach kurzer Zeit hatte er so 3.000 Wörter gelernt. „Eine gute Basis, um selber reden zu können“, erläutert Mahbobi. Für die Zulassung zu einem Studium in Österreich reichte dies jedoch noch nicht. Hier musste Mahbobi ein weiteres Jahr intensiv lernen, um zu nostrifizieren. Schließlich durfte er mit 24 Jahren endlich mit einem IT-Studium starten. Mit eiserner Disziplin und der Zuversicht, irgendwann wieder in den Iran zurück zu können, absolvierte Mahbobi in Wien in kurzer Zeit erfolgreich sein IT-Studium. Von dort aus ging er zunächst in die USA, um weiter zu studieren, bevor ihn ein Projekt 1999 nach Bonn verschlug. Dort blieb er „hängen“, gründete seine Firma – axxessio GmbH (http://www.axxessio.com/) – heiratete und bekam zwei Töchter.
Den Kontakt in seine Heimat hat der erfolgreiche Unternehmer nie verloren. Regelmäßig reist er in den Iran und in ganz privaten Stunden holt er sein persönliches Büchlein aus seiner „super Schublade“ und trägt Dinge ein, die ihm wichtig sind, ein Plan, wie man das Land modernisieren kann, wenn dies wieder möglich sein sollte.
Die Schüler mit unterschiedlichen Migrationshintergründen lauschten aufmerksam, wenn sie auch nicht jedes Wort verstanden. Deutsch ist eine schwierige Sprache, sie zu lernen ist nicht leicht, sind sich Mahbobi und die Integrationsschüler einig. „Wisst ihr, was das Besondere der deutschen Sprache ist?“ ergriff der IT-Spezialist das Wort, „sie bleibt von Beginn bis zum Ende immer schwer. Eines Tages werdet Ihr es genießen, wenn Ihr Euch selbst dabei zuhört, wie ihr schwierige Sätze baut.“
Mahbobi ist aktive Integrationsarbeit eine Herzensangelegenheit. Und so wird es weitere Veranstaltungen am Robert-Wetzlar-Berufskolleg geben. Integration heißt für den gebürtigen Perser aber auch, dass man die Chancen, die das neue Heimatland bietet, ergreift. Demokratie und Pluralität der Gesellschaft bieten zahlreiche Möglichkeiten, die man aktiv nutzen sollte. Und das Robert-Wetzlar-Berufskolleg ist für dieses Vorhaben der geeignete Partner, ist das Berufskolleg doch bereits seit mehr als 20 Jahren UNESCO-Projektschule (http://www.rwbk-bonn.de/index.php/unesco). In der Kölnstraße wird Integration tagtäglich gelebt. Die Schüler stammen aus über 50 verschiedenen Nationen.
Zum Abschluss der kurzweiligen Stunde übergab Mahbobi neben Schreibmaterial noch 200 Freikarten für ein Heimspiel des Bonner SC, dessen Sponsor axxessio ist. „Ãœber den Sport geht vieles leichter“, ergreift Ursula Heine, stellvertretende Schulleiterin am Robert-Wetzlar-Berufskolleg das Wort und bedankt sich für den Vortrag und die mitgebrachten Freikarten.
Dass Sport ein wichtiger Integrationsbeschleuniger ist, darüber sind sich der Unternehmenslenker und die Schulleitung einig. Und so bietet Mahbobi auf Bitte der Schulleiterin Birgit Hufnagel Unterstützung bei der Suche nach freien Plätzen in Fußballvereinen, wie dem Bonner SC und anderen Vereinen der Region an.