Millionenschweres Projekt sorgt für Naturzerstörung / Kroatien plant Korsett für einen der letzten natürlichen Flüsse Mitteleuropas / Wichtiger Schritt zum Donau-Save-Adria-Kanal?

Eines der letzten natürlichen Flusssysteme
Mitteleuropas soll in eine eintönige Schifffahrtsstraße verwandelt
werden. Heute, am 30. August, endet die öffentliche Anhörung für den
Ausbau der Save für die Schifffahrt bis nach Sisak. Der in großen
Mäandern frei fließende Fluss soll nach den Planungen des Büros der
Kroatischen Wasserwirtschaft (VPB) auf einer Länge von über 385
Kilometern reguliert werden. Von dem Ausbau betroffen sind die
Save-Auen und damit das mit über 1.200 Quadratkilometern größte
Auengebiet Europas. „EuroNatur kritisiert die geplante Regulierung
der Save auf das Schärfste“, kommentiert Gabriel Schwaderer,
Geschäftsführer von EuroNatur. Seit mehr als 20 Jahren setzt sich die
Naturschutzstiftung für den Erhalt der Save-Auen ein. „Das aus
ökologischer Sicht unhaltbare Großprojekt steht in krassem Gegensatz
dazu, dass Kroatien erst vor zwei Jahren die Save-Aue mit dem
Naturpark Lonjsko-Polje als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe
vorgeschlagen hat.“

Abgesehen davon, dass durch die Regulierung eine artenreiche,
dynamische Naturlandschaft empfindlich getroffen wird, handelt es
sich bei dem Großprojekt um eine absolute Fehlinvestition: Für nur
200 Schiffe im Jahr und circa 200.000 Tonnen Fracht will Kroatien
allein in der ersten Ausbauphase 81,75 Millionen Euro investieren.
Die Unterhaltungskosten werden 4,3 Millionen Euro pro Jahr betragen,
also etwa 22 Euro pro transportierte Tonne Schiffsfracht. Zudem wird
auf der Save bis Sisak fast ausschließlich Rohöl befördert. Diese
Fracht kann leicht über die Schiene oder eine Pipeline transportiert
werden.

„Den Termin für die öffentliche Anhörung mitten in die Ferienzeit
in Kroatien zu legen, kann als ein taktischer Schachzug der
Befürworter des Save-Ausbaus gesehen werden. Zu dieser Zeit war kaum
mit Protesten zu rechnen“, sagt EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin
Schneider-Jacoby. Das Schicksal der Save-Auen hängt jetzt von
internationalen Protesten ab, zumal die Umweltverträglichkeitsprüfung
dem Projekt keine gravierenden negativen Einflüsse bescheinigt. „Das
Ergebnis der Prüfung verwundert nicht, denn in Kroatien dürfen sich
die Planungsfirmen selbst die Umweltverträglichkeit attestieren“, so
Schneider-Jacoby. Vorerst sollen 1,7 Millionen Kubikmeter aus dem
Flussbett ausgebaggert und 1,3 Millionen Kubikmeter Steine und Kies
zur Befestigung der Ufer verbaut werden. 63 Kilometer sollen mit
massiven Blocksteinen versehen werden. EuroNatur befürchtet aber ein
noch weitaus größeres Ausmaß der Zerstörung, wenn der Ausbau und die
Regulierung der heute noch dynamischen Save erst einmal offiziell
beschlossen ist. Schließlich ist das Projekt Teil einer Vision der
kroatischen Wasserbaulobby, Donau, Save und Adria zu einem riesigen
Donau-Save-Adria-Kanal zu verbinden.

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