Bochum, 25.9.2012. Als schwarzen Dienstag der Mikrofinanzierung bezeichnete die Mehrheit der anwesenden akkreditierten Mikrofinanzinstitute (MFIs) den heutigen Tag. Auf der Akkreditiertenversammlung der in Deutschland zugelassenen Mikrofinanzinstitute wurde heute in den Geschäftsräumen der GLS-Bank die Entscheidung des Mikrokreditfonds Deutschland zur neuen Entschädigungsregelung für die Kostenerstattung bei der Mikrokreditvergabe verkündet.
Nachdem die Mikrofinanzierer in den letzten Jahren immer wieder mit sinkenden Kostenerstattungen konfrontiert wurden, die schon seit Monaten keine kostendeckende Mikrokreditvergabe mehr möglich machten, wurden die engagierten Mikrofinanzierer heute nun nochmals vor den Kopf gestoßen. Anstatt wieder zurückzufinden zu mindestens kostendeckenden Entgelten für die Vergabe von Mikrokrediten an kleine Unternehmen, die bei den etablierten Banken meist außen vor bleiben, verringerte der Mikrokreditfonds nochmals die Kostenerstattungen an die Mikrofinanzinstitute ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Kostenstrukturen der MFIs.
Für die Mehrheit der anwesenden Mikrofinanzinstitute bedeutet das das wirtschaftliche Aus für die Mikrokreditvergabe. Nachdem viele Mikrofinanzinstitute in den letzten Jahren mit viel, oft ehrenamtlichem Engagement die Grundlagen für eine deutsches Mikrokreditvergabesystem geschaffen haben, erscheint nun die nachhaltige Mißachtung von wirtschaftlichen Notwendigkeiten durch den Mikrokreditfonds wie ein Schlag ins Gesicht.
Überraschend kann die Situation für den Mikrokreditfonds Deutschland hingegen nicht sein, denn die Mikrofinanzierer der ersten Stunde haben bereits vor Monaten auf diese prekäre Situation deutlich hingewiesen und aus Protest die Mikrokreditvergabe offiziell vorläufig eingestellt. Dieser Einstellung der Mikrokreditvergabe werden nun andere Mikrofinanzinstitute zwangsläufig folgen müssen.
Über die Motivation des Mikrokreditfonds, die schleichende Verschlechterung der Bedingungen nochmals zu verschärfen, ist nichts bekannt. Fragwürdig ist die Entscheidung allemal, da dieselben Handelnden hinter dieser Entscheidung den Hausbanken für die Vermittlung von KFW-Krediten eine ca. vierstellige Summe als Kostenbeitrag für die Kreditprüfung und -vermittlung zahlen. Und das bei meist bankfähigen Kunden, die ein wesentlich niedrigeres Risiko darstellen als die üblichen Mikrokreditkunden, die von eben diesen Hausbanken nicht bedient werden.
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