Um eine richtige Diagnose zu stellen und Patienten
angemessen behandeln zu können, sind Ärzte, Psychotherapeuten und das
Pflegepersonal auf sprachliche Verständigung mit den Patienten
angewiesen. Dem stehen bei Migranten jedoch häufig mangelnde
Deutschkenntnisse im Wege. Um dieses Problem zu lösen, spezialisieren
sich zunehmend Dolmetscher auf das Fachgebiet Medizindolmetschen.
Auch gibt es Anbieter, die Migranten mit guten Deutschkenntnissen in
ihrer jeweiligen Sprache zu Sprach- und Integrationsmittlern
ausbilden. Eine Innovation stellt Videodolmetschen dar. Wie bei
anderen Anwendungen von Telemedizin gibt es im Untersuchungs- oder
Behandlungsraum einen Bildschirm. Auf diesen werden qualifizierte
Dolmetscher, die die Sprache des Patienten beherrschen, online
zugeschaltet und sorgen für eine perfekte Verständigung.
Eine vertiefte Diskussion über die Probleme und die bestmöglichen
Lösungen ebenso wie die benötigten politischen Rahmenbedingungen
führten Experten aus Medizin, Psychotherapie und IT-Branche mit
Gesundheitspolitikern gestern auf einem Parlamentarischen Abend der
Initiative „Sprachmittlung im Gesundheitswesen“. Eröffnungssprecherin
Rita Süssmuth, langjährige Präsidentin des Deutschen Bundestages,
betonte in ihrer Rede die Verantwortung der Gesellschaft für das
Gelingen von Integration, auch wenn natürlich die Hauptlast bei den
Migranten liege.
Kontrovers diskutierten die anwesenden Politiker die Frage der
Finanzierung von Dolmetschleistungen. Während Maria Klein-Schmeink,
gesundheitspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen auf den
Fraktionsantrag verwies, in dem die gesetzlichen Krankenkassen zur
Übernahme der Kosten für qualifizierte Sprachmittlung im Rahmen
medizinischer und psychotherapeutischer Behandlung verpflichtet
werden sollen, favorisierte Hilde Mattheis, gesundheitspolitische
Sprecherin der SPD, eine Finanzierung aus Steuermitteln. Dagegen
verwies Emmi Zeulner für die CDU/CSU auf die nicht kalkulierbaren
Kosten. Diese ließen sich aber gerade durch Videodolmetschen
erheblich senken, betonte Christian Korff von Cisco Systems. „Die
Vorteile beschränken sich aber nicht auf geringere Kosten. Vielmehr
ermöglicht das System Versorgungsangebote dort, wo ein personaler
Einsatz nicht möglich ist, beispielsweise in dünn besiedelten
ländlichen Gebieten“, ergänzte der Experte.
Die Initiative „Sprachmittlung im Gesundheitswesen“, Veranstalter
des Abends, hat angekündigt, die Parteien im kommenden Wahlkampf für
die Bundestagswahl 2017 nachhaltig mit dem Thema zu konfrontieren.
Das Problem müsse in der nächsten Legislaturperiode dringend
angegangen werden, so ein Sprecher der Initiative.
Pressekontakt:
Dr. Hubert Koch
Sprecher der Initiative „Sprachmittlung im Gesundheitswesen“
Unter den Linden 10
D-10117 Berlin
Telefon: 030-800932297