Im Fall des Messerangriffs auf einen
Bundespolizisten am Hauptbahnhof Hannover mehren sich die Anzeichen
auf einen islamistischen Hintergrund der Tat. Der Vater der 15 Jahre
alten mutmaßlichen Täterin Safia stellt einen Zusammenhang her
zwischen der streng religiösen Erziehung des Mädchens und der Tat am
Freitag der vorvergangenen Woche. In einem Exklusiv-Interview mit dem
Politikmagazin „Panorama 3“ im NDR Fernsehen (Dienstag, 21.15 Uhr)
bestätigt der Vater außerdem, dass sich das Mädchen im Januar schon
auf den Weg nach Syrien gemacht habe, in der Türkei jedoch von ihrer
Mutter zur Umkehr bewegt wurde.
Der Vater beschreibt seine Tochter als „liebes Mädchen“ und als
gute Schülerin. „Ich hätte ihr das nie zugetraut. Sie hat nie Gewalt
gezeigt. Das muss irgendwo ein Aufruf aus dem Internet sein, da bin
ich mir sicher. Sonst würde sie sowas nicht machen. Ich weiß nicht,
was sie ihr versprochen haben.“
Im Januar machte sich Safia auf den Weg nach Syrien. Von der
Türkei aus habe sie sich bei ihrer Mutter gemeldet. Diese sei sofort
hinterher gefahren und habe Safia wieder nach Hause gebracht. Die
näheren Umstände dieses Aufenthaltes sind unklar. Der ältere Bruder
Safias, Schouaib, will sie anschließend zur Rede gestellt haben:
„Warum hast Du das gemacht? Sie wurde frech, hat mich abgestoßen. Das
gehe mich nichts an.“
Safias deutscher Vater konvertierte zum Islam, die Mutter lebt
streng religiös und erzog ihre Kinder dementsprechend. Die Eltern
trennten sich früh. Danach wuchsen Safia und ihre zwei älteren Brüder
bei der Mutter auf. „Die Kinder wurden viel gezwungen, den Koran zu
lernen. Freizeit und spielen war nicht so drin“, so der Vater. Bruder
Schouaib sagte „Panorama 3“: „Meine Mutter wollte uns
höchstwahrscheinlich auf das Leben vorbereiten. Ich bin dankbar, dass
wir jetzt Arabisch können. Aber wir hätten auch ein bisschen mehr
Freizeit genießen können.“
Safia habe regelmäßig den deutschsprachigen Islamkreis in der
Nordstadt von Hannover besucht, der seit längerem vom
Verfassungsschutz Niedersachsen beobachtet wird. Zu den Auftritten
seiner Tochter in Internetvideos mit dem radikalen
Salafisten-Prediger Pierre Vogel sagt Mohammed: „Ein Mädchen, das aus
dem Koran rezitiert, das ist ja keine Bedrohung. Es gibt ja auch
welche, die aus der Bibel rezitieren. Aber da rechnet ja keiner
damit, dass du dann nachher so was Grausames machst.“
Safias zweiter Bruder machte sich nach Darstellung des Vaters und
des Bruders Anfang des Jahres auf, um sich in Syrien offenbar dem IS
anzuschließen. An der türkisch-syrischen Grenze sei er jedoch
verhaftet worden und sitze seitdem in der Türkei in
Untersuchungshaft. In Deutschland sei für seinen Sohn „so vieles
zusammengebrochen. Die Schule hat nicht geklappt, sie haben ihm nicht
erlaubt auf eine andere Schule zu gehen“, erzählt Mohammed Robin S.
Die Oberstaatsanwaltschaft Hannover ermittelt in verschiedene
Richtungen und überprüft derzeit unter anderem mögliche Kontakte der
15-Jährigen zu extremen Islamisten.
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