medico international kritisiert Lage der Idomeni-Flüchtlinge: „Zustände sind Ausdruck einer neuen EU-Strategie der Abschreckung“

Die Hilfsorganisation medico international
hat die Zustände in den griechischen Auffanglagern für Flüchtlinge
aus dem geräumten Camp bei Idomeni scharf kritisiert. Dort herrschten
teilweise „dramatische Bedingungen“, sagte Ramona Lenz,
medico-Migrationsreferentin nach einem Besuch vor Ort: „Die Menschen
werden hier nur noch aufbewahrt und unsichtbar gemacht. Leben ist was
anderes.“

Gemeinsam mit seinen lokalen Partnern des Projekt MovingEurope hat
medico international in den vergangenen Tagen mehrere Camps in der
Region Thessaloniki besucht. „Die Ausweichlager, die wir in den
letzten Tagen gesehen haben, sind Orte der Enttäuschung und
Verzweiflung. Die meisten erfüllen nicht einmal humanitäre
Mindeststandards. Es fehlt an Wasser, Essen, medizinischer
Versorgung, Übersetzern und Informationen für die Flüchtlinge, wie es
weiter geht“, berichtet Lenz. „Die schlechten Lebensbedingungen
machen die Menschen krank und der Zugang zu Krankenhäusern ist oft
unmöglich. Es wird mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit gespielt“,
ergänzt Pablo Maurer, der mit dem Flüchtlingshilfebus des Projekt
MovingEurope vor Ort ist. Zweck des Busses sind
Menschenrechtsmonitoring und die akute Unterstützung der geflüchteten
Menschen, mit dem was gerade am nötigsten gebraucht wird.

„Die Kluft zwischen den Versprechungen der Behörden und der realen
Situation ist riesig. Flüchtlinge haben ein verbrieftes Recht auf
Schutz und ihre Würde. In Wirklichkeit werden sie aber aus der
Gesellschaft ausgeschlossen und in abgelegenen Industriebrachen ohne
ausreichende Versorgung versteckt“, kritisiert Maurer.

Die Zustände in den Lagern seien politisch gewollt und Ausdruck
der erneuerten Abschreckungsstrategie seitens der EU: „Die
Versprechen, mit denen die Leute aus Idomeni weggelockt wurden,
müssen wahrgemacht werden. Die geflüchteten Menschen brauchen Zugang
zum Asylsystem. Familienzusammenführung muss gewährleistet werden und
die EU muss wenigstens die zugesagte Zahl von Flüchtlingen endlich
auf andere Länder verteilen“, fordert Lenz.

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