McKinsey sollte insolvente Air Berlin retten

12. Dezember 2017 – Noch vier Wochen vor der
Insolvenz hat Air Berlin an eine Wende und Sanierung aus eigener
Kraft geglaubt. Nach Informationen des Wirtschaftsmagazins –Capital–
(Ausgabe 1/2018, EVT 14. Dezember) verpflichtete das Management der
Airline Mitte Juli sehr kurzfristig ein großes Sanierungsteam von
McKinsey, das bis zum letzten Tag an einem Rettungskonzept für die
bereits schwer angeschlagene Fluggesellschaft arbeitete. Ein
Air-Berlin-Sprecher bestätigte auf Anfrage, dass die Fluggesellschaft
McKinsey beauftragt hatte, „um den Transformationsprozess zu
unterstützen“.

Die Not-Aktion in letzter Minute widerspricht dem verbreiteten
Verdacht, die Airline sei in den vergangenen Monaten bewusst
heruntergewirtschaftet worden, um sie in der Insolvenz dann einfacher
filetieren zu können. Im Schnitt waren laut Air Berlin rund 15
McKinsey-Berater in der Firmenzentrale, nach Angaben von Mitarbeitern
waren zeitweise auch deutlich mehr von ihnen im Haus.

Ihre Mission umschrieb Vorstandsmitglied Neil Mills in einem Brief
an die Mitarbeiter: „In den nächsten 18 Monaten werden wir die
Gesamtorganisation der Air Berlin noch intensiver durchleuchten, das
Ertragsmanagement verbessern und die großen Kostenblöcke, die unser
Unternehmen belasten, systematisch angehen.“ Ziel sei es, die Kosten
„signifikant zu reduzieren und das Finanzergebnis um 400 Mio. Euro zu
verbessern“.

Der Auftrag war von vornherein eine Art Mission Impossible: Air
Berlin war seit Jahren schwer angeschlagen. Dennoch ließ sich
McKinsey auf den schwierigen Neukunden ein, der zuvor vom
Wettbewerber Roland Berger betreut worden war. McKinsey kommentiert
den Auftrag wie üblich nicht. Die Rechnung für den Einsatz der hoch
dotierten Berater, die in der Regel Tagessätze von mehreren Tausend
Euro pro Person berechnen, dürfte in den Gläubigerforderungen kaum
mehr bedient werden.

Pressekontakt:
Jenny von Zepelin, Redaktion –Capital–
Telefon: 030/220 74-5114
E-Mail: zepelin.jenny@capital.de
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