Der Beginn der Grippesaison fällt in diesem Jahr
mit der Bilanz der Schweinegrippe-Pandemie zusammen. Diese wird
derzeit von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen gezogen. Im
August 2010 hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die
N1H1-Pandemie offiziell für beendet erklärt. Erste Bestandsaufnahmen
des Krisenmanagements zeigen vor allem Lücken bei Planung und
Kommunikation. In einer Gesamtbetrachtung aller Unternehmen in
Deutschland verzichtet bisher knapp jede zweite Chefetage über eine
Notfallplanung für den Pandemiefall. Zudem offenbarten sich
Kommunikationsmängel im Zusammenwirken von Ländern und Kommunen. Das
ergab eine Untersuchung des IMWF Institut für Management und
Wirtschaftsforschung.
„Bei der Analyse der betrieblichen Gesundheitsvorsorge fällt auf,
dass vor allem die kleineren und mittleren Unternehmen unzureichend
auf eine große Zahl von Erkrankungen ihrer Belegschaft vorbereitet
sind“, sagt Wilhelm Alms, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats
des IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung. „Ein
Grund dafür ist, dass der Ernstfall Pandemie häufig nicht konkret
geplant wird. Bei einer massenhaften Infektion der Mitarbeiter,
beispielsweise durch den Ausbruch einer Grippewelle, verfügt nur etwa
jeder dritte Betrieb bis 1.000 Mitarbeiter über einen Notfallplan.
Dieser Befund ist überraschend. Denn gleichzeitig stimmen knapp 80
Prozent der Fach- und Führungskräfte der Aussage zu, dass mit hohen
Umsatzverlusten zu rechnen sei, wenn sich ein Unternehmen nicht
rechtzeitig strategische Gedanken für den Fall einer Massenerkrankung
der Bevölkerung macht“, so Alms. [O-Ton:
http://www.imwf.de/14-10-2010/statement-imwf-1]
Aber selbst in Unternehmen, die über einen Notfallplan verfügen,
besteht Handlungsbedarf. So wurden etwa 30 Prozent der Mitarbeiter
über die Inhalte der betrieblichen Pandemievorsorge überhaupt nicht
informiert. Immerhin nahm bereits die Mehrheit der Unternehmen die
Erfahrungen aus der N1H1-Pandemie zum Anlass nachzubessern. 52
Prozent der Fach- und Führungskräfte gaben an, bereits einzelne
Maßnahmen ergänzt zu haben.
Weitere Lücken zeigten sich während der N1H1-Pandemie in der
Krisenkommunikation der öffentlichen Hand. Problematisch waren
insbesondere die unterschiedlichen Botschaften zu den verfügbaren
Impfstoffen, die innerhalb kürzester Zeit ausgesendet wurden. Die
Kommunikation schwankte zwischen Panikmache und Verharmlosung. „Der
Informationsaustausch mit dem Bund und dem Land bot für die Kommunen
zeitweise Anlass zu deutlicher Kritik“, sagt Dr. Martin Priwitzer,
Projektleiter Pandemie im Gesundheitsamt Stuttgart. „Vor allem zu
Beginn der Pandemie und mit dem Anlaufen der Impfungen war es
schwierig, die Bevölkerung mit den notwendigen Informationen zu
versorgen, da ihr diese zunächst selbst gar nicht zur Verfügung
standen. Zudem wurde der im Laufe der Pandemie notwendige
Strategiewechsel in der Überwachung und den Maßnahmen bei
Erkrankungsfällen ungenügend kommuniziert“, so Priwitzer.
IMWF – Institut für Management- und Wirtschaftsforschung
Das IMWF wurde aus der Erfahrung heraus gegründet, dass die
Ergebnisse wissenschaftlicher Ausarbeitungen und Marktanalysen für
Entscheider in der Wirtschaft oftmals nicht die hinreichende
Praxisnähe und Relevanz haben. In Folge dessen bleibt die
Unterstützung wissenschaftlicher Institutionen durch Unternehmen
oftmals hinter den Erwartungen der Lehrstühle zurück. Vor diesem
Hintergrund versteht sich das IMWF als Plattform, auf der Kontakte
zwischen Wissenschaft und Unternehmen geknüpft werden, die an
fundierter Aufarbeitung relevanter Management- und Wirtschaftsthemen
interessiert sind.
Weitere Informationen finden Sie unter www.imwf.de
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