Es ist eine höchst unrühmliche Nachspielzeit am
grünen Tisch: Denn das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes
(DFB) entscheidet an diesem Freitag nicht nur über den Protest von
Hertha BSC gegen die Wertung des Relegations-Rückspiels bei Fortuna
Düsseldorf. Also darüber, ob Düsseldorf auf- und Hertha aus der
Bundesliga absteigt. Das DFB-Sportgericht muss mit einem drastischen
Urteil auch ein klares Signal senden, dass sich der deutsche Fußball
unmissverständlich von den jüngsten Ausschreitungen distanziert und
gewillt ist, das gravierende Sicherheitsproblem aufzuarbeiten. Die
beklemmenden Ereignisse in Düsseldorf sind der vorläufige Höhepunkt
einer unheilvollen Entwicklung. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga
stürmten gewaltbereite Fans des 1. FC Köln den Rasen. Auch die
Anhänger des Karlsruher SC waren nach dem Abstieg aus der 2. Liga in
ihrer kriminellen Energie nicht zu bändigen. Und nun also Düsseldorf,
wo Tausende Fans in der Nachspielzeit den Rasen fluteten und für eine
20-minütige Unterbrechung sorgten. Dass die Düsseldorfer Fans –
anders als die Anhänger in Köln und Karlsruhe – vor lauter Freude
über den unmittelbar bevorstehenden Aufstieg ihres Teams sämtliche
Sicherheitskonzepte buchstäblich über den Haufen rannten, darf keine
Entschuldigung sein. Denn eine solche Ausnahmesituation ist praktisch
nicht zu beherrschen. Übrigens genau so wenig wie das Abbrennen von
Pyrotechnik. In beiden Fällen werden Verletzungen von Spielern und
anderen Fans billigend in Kauf genommen. Fußballstadien sind nun mal
kein rechtsfreier Raum. Der Deutsche Fußball-Bund und die Vereine
sind deshalb gefordert, die erforderlichen Sicherheitsstandards
möglichst schnell wieder herzustellen. Damit statt Angst vor Gewalt
die Freude am Sport im Mittelpunkt steht und Familien mit ihren
Kindern wieder ohne Angst ins Stadion gehen können. Dafür müssen
jetzt drastische Konsequenzen her. Zum Beispiel schmerzhafte
Punktabzüge für die betroffenen Clubs, weil das auch die Fans
schmerzt. Notfalls müssen eben sogar die Anhänger vorübergehend
wieder hinter Zäune verbannt werden, wie das in den achtziger Jahren
der Fall war. Denn einige Unverbesserliche können mit dieser neuen
Freiheit offenbar nur schlecht umgehen. Sicher ist derzeit nur so
viel: Der deutsche Fußball hat momentan gravierendere Probleme als
die juristische Frage, ob in der kommenden Saison nun Fortuna
Düsseldorf oder Hertha BSC in der Bundesliga spielen darf.
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