Lausitzer Rundschau: Zeichen der Hoffnungslosigkeit Ansehensverlust der deutschen Soldaten in Afghanistan

So viele amerikanische, britische, deutsche
Soldaten sind gestorben, damit Afghanistans Menschen eine Zukunft
haben, und nun dies: Das Ansehen des Westens ist bei den
Einheimischen auf ein Allzeittief gesunken. Ganz besonders das der
Bundeswehr im Nordosten des Landes, wo alles doch so viel ziviler
sein sollte. Aber es ist keine Undankbarkeit, die die Bevölkerung
immer ablehnender sein lässt, es ist die Hoffnungslosigkeit.
Wikileaks hat neben vielen Banalitäten jetzt auch enthüllt, was die
Amerikaner über ihre Partner in Kabul wissen. Präsident Hamid Karsai,
sein Clan und fast die ganze komplette Regierung sind die Spitze
einer Hydra, die Afghanistans Zukunft stiehlt, mit jedem Dollar, den
sie aus den Aufbauprogrammen abzweigen, mit jedem Gramm Heroin, an
dessen Verkauf sie mitverdienen. Den Rest an Perspektive zerstört der
permanente Kriegszustand. Der Westen wird der Gotteskrieger nicht
Herr, solange Pakistan sie unterstützt. Keine Region findet lange
Ruhe. Hinzu kommen fatale Kollateralschäden wie beim deutschen
Kundus-Bombardement. Der Westen wollte der Bevölkerung Rechtsstaat,
Freiheit, Wohlstand und Demokratie bringen. Aber wenn er ab dem
nächsten Jahr abzieht, bleibt den Menschen nur die Wahl zwischen den
neuen korrupten Eliten auf der einen Seite, die sie aussaugen bis
aufs Blut, und den alten Machthabern, den Taliban, auf der anderen
Seite, die sie auspeitschen bis aufs Blut. Wen kann es da verwundern,
dass in Afghanistan nicht Optimismus wächst, sondern nur noch die
Angst, die Lethargie und der Schlafmohn?

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