Lausitzer Rundschau: Verlorene Unschuld vor Somalia Zur Ausweitung der Anti-Piraten-Mission Atalanta

Schon bisher durften die EU-Marinekräfte die
Piraten am Horn von Afrika nicht nur von ihren Schiffen aus
beschießen, um Überfälle abzuwehren, sondern sie durften sie auch per
Boot oder Helikopter verfolgen, um ihrer habhaft zu werden oder
Geiseln zu befreien. Deshalb ist prinzipiell absolut nichts dagegen
zu sagen, dass diese Verfolgung künftig aus der Luft auch bis an den
Strand und zwei Kilometer ins Land fortgesetzt wird. Denn dort liegen
die Boote, die Waffenlager, die Nachschubwege. Nur, dort leben auch
die Fischer und ihre Familien, dort befinden sich Dörfer. Und die
Piraten werden nicht doof sein, sondern sich entweder ein wenig
außerhalb des nun erlaubten Korridors verstecken oder eben unter der
Zivilbevölkerung. Sie werden dem Beschuss aus den Bordkanonen der
Bundeswehrhubschrauber bald mit Flugabwehrgeschützen antworten. Es
wird aufgerüstet werden, und es wird Tote geben. Auch Unbeteiligte
werden sterben. Der gestrige Beschluss folgt der Logik der
militärischen Eskalation, weil die ganze EU-Mission eine zivile Logik
nicht kennt. Die bestünde in der Befriedung und Entwicklung Somalias,
um die Basis der Piraterie auszutrocknen, aber das soziale und
politische Elend der Region ist so tief, dass dies nicht realistisch
erscheint. Also wird aus dem Auftrag der Seeräuberabwehr immer mehr
ein richtiger Krieg. Also gibt es Black Hawk Down statt Hafenpolizei.
Atalanta heißt die Mission, benannt nach der jungfräulichen Jägerin
aus der griechischen Mythologie. Atalante wird vor Somalia ihre
Unschuld verlieren.

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