Die Gewerkschaft verdi will die gute
wirtschaftliche Situation auch für ihre Mitglieder nutzen. Das ist
berechtigt. Die Krankenschwestern, Erzieher, Lehrer, Polizisten, sie
dürfen nicht immer hinten anstehen. Verdi will auch die
Gerechtigkeitsdebatte für sich nutzen. Milliarden für die Banken,
Boni für Manager, Ruhegehalt für Wulff. Es gehe jetzt um den
„Ehrensold für Müllwerker“, sagt Gewerkschaftschef Frank Bsirske.
Andererseits: Die Leute wissen, dass die finanzielle Lage des Staates
nicht der der Wirtschaft entspricht. Dass die Verschuldung des
Staates aufhören muss. Dass Müllwerker keinen Ehrensold kriegen,
sondern Lohn. Und dass die Forderung von 6,5 Prozent mehr so
überdreht ist, dass sie sicher nicht das Endergebnis sein wird. Und
dafür nach nur einer Verhandlungsrunde schon die große Keule
rausholen? Seit Dienstag überzieht verdi die Republik mit einer
Warnstreikwelle. Streiks müssen gut überlegt sein, man hat diesen
Schuss nur einmal. Und immer geht es auch darum, wer die Herzen und
Köpfe der von den Streiks Betroffenen erreicht. Ganz sicher gilt das
für einen Streik des öffentlichen Dienstes, bei dem alle normalen
Bürger die Leidtragenden sind. Wenn sie sagen, dass sie Verständnis
haben, oder sich gar solidarisieren, hat man gute Karten. Wenn sie
nur den Kopf schütteln und schimpfen, wird es schlecht. Verdi sollte
ernsthaft überlegen, ob es die diesjährige Tarifauseinandersetzung
tatsächlich auf dem gestern begonnenen Niveau und mit diesem Tempo
weiter eskalieren will.
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