Es ist inzwischen fast müßig, darüber zu streiten,
ob die Islamkonferenz überflüssig ist oder nicht. Es gibt sie, und
das schon ziemlich lange. Auch wenn die Ergebnisse der Konferenz ein
ums andere Mal mager erscheinen, der Dialog allein rechtfertigt ihre
Existenz. Genauso müßig ist es inzwischen aber auch, darüber zu
diskutieren, ob der Islam zu Deutschland gehört. Die Frage, die jetzt
Unionsfraktionschef Volker Kauder wieder aufgeworfen hat, ignoriert
die Realitäten. Vier Millionen Muslime leben in Deutschland. Wer will
also ernsthaft behaupten, dass der Islam und seine Kultur nicht zu
diesem Land gehören? Dass Kauder die Diskussion unter den Aspekten
der Tradition und Identität neu angeschoben hat, dürfte auch den
anstehenden Landtagswahlen in wenigen Wochen geschuldet sein – hier
versucht der letzte Konservative in der Union, über eine neu
entfachte Islamdebatte das Profil seiner Partei zu schärfen.
Gleichwohl hat Kauder leichtes Spiel. Berichte über Zwangsehen,
Ehrenmorde, der immer wiederkehrende Streit über das Kopftuch, jetzt
die Koranaktion der Salafisten – das sind die Negativ-Themen, die die
Diskussion prägen. Übersehen wird dabei aber, dass sich auch der
Islam in Deutschland in einer Weise heterogen zeigt, die durchaus
hoffen lässt. Die Zahl jener der vier Millionen Muslime, die sich in
die Gesellschaft einfügen, die von Ehe- und Familiendiktat oder von
Propagandafeldzügen einiger Radikaler nichts wissen wollen, ist
deutlich größer, als manche glauben. Auch dazu gibt es Studien, nicht
nur zu den Schattenseiten dieser Religion. Was man der
Islamkonferenz daher vorwerfen muss ist, dass sie es in den
vergangenen Jahren nicht geschafft hat, der Gesellschaft etwas von
der Angst, manchmal sogar von der Hysterie mit Blick auf den Islam zu
nehmen. Die Aufregung der vergangenen Tage über die Verteilaktion der
Salafisten belegt dies. Sicher, wenn Fanatiker den Dialog in anderen
Teilen der Welt zerschießen, ist es schwer, sich gegen Vorurteile zu
stemmen und die Debatten ins Positive zu lenken. Aber genau das hätte
die Konferenz eigentlich leisten müssen. Vielleicht ist es ihr aber
auch nur deswegen nicht gelungen, weil sich das Interesse der Kauders
dieser Welt am Dialog in Grenzen hält?
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Weitere Informationen unter:
http://