Lausitzer Rundschau: Hunderte Lehrstellen sind noch unbesetzt

Lausitzer Betriebe müssen ihre hohen Anforderungen
an Bewerber hinterfragen, ebenso wie die häufig niedrige Entlohnung
ihrer Auszubildenden. Mit diesen Worten appellierte der Chef der
Cottbuser Arbeitsagentur Heinz-Wilhelm Müller am Mittwoch an die
Firmen der Region. Es sollte zwar keine pauschale Schelte sein. Aber
der Mann hat recht. Einerseits liegt die Arbeitslosenquote über
zwölfProzent, andererseits melden die Arbeitsagenturen der
Region eine steigende Anzahl von Jobangeboten. Wo aber sollen
Fachkräfte herkommen, wenn schon die Ausbildung scheitert? Hunderte
Lehrstellen werden wohl wieder unbesetzt bleiben. Die Betriebe
schimpfen, es würden sich kaum geeignete Bewerber vorstellen. Es
mangele an guten Noten und Motivation. Das ist tatsächlich ein
Problem. Doch andererseits hat es diese „schlechten Bewerber“ schon
immer gegeben. Sie fielen in einem großen Pool von Schulabgängern nur
nicht auf. Dieser Pool schrumpft. Die sehr guten Schulabgänger
verlassen die Lausitz. Warum sollten sie für einen niedrigeren Lohn
arbeiten als in West-Deutschland? Und wer Abitur hat, will heutzutage
studieren. Den Betrieben wird – wohl oder übel – nichts anderes übrig
bleiben, als umzudenken. In ihrem eigenen Interesse. Wer bisher
Einser-Kandidaten zum Gespräch eingeladen hat, wird sich fragen
müssen, ob nicht ein Dreier-Abschluss reicht. Der durchschnittliche
Schüler hingegen muss seinen Teil dazu beitragen: Er muss sich
anstrengen und begreifen, dass seine Chance nie größer war, in der
Heimat einen Beruf zu erlernen.

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