Lausitzer Rundschau: Gemeinschaft vor Katastrophe Hochwasser in Neiße und Spree

Die Flutwelle in der Neiße, die binnen weniger
Stunden den Pegel in der Doppelstadt Görlitz-Zgorzelec auf sieben
Meter ansteigen ließ, war nicht vorherzusagen gewesen. Sie kam zu
überraschend, um sich an allen entscheidenden Stellen mit Sandsäcken
gegen die Gefahr zu rüsten. Keiner konnte ahnen, dass in Polen der
Witka-Staudamm brechen würde. Wichtig ist aber: Als es geschah, lief
die Informationskette schnell und reibungslos. Die Katastrophenhilfe
konnte sofort einsetzen, Brennpunkte in Rothenburg und bis hinab nach
Klein Priebus wurden noch in der Nacht evakuiert, später auch in Bad
Muskau, wo ein einzigartiges Weltkulturerbe, der Fürst-Pückler-Park,
ins Zentrum der Wassermassen geriet. 1700 Helfer sind mobilisiert
worden. Dass das Hochwasser im Dreiländereck zwischen Polen,
Tschechien und Sachsen auch Tote gefordert hat, ist schlimm. Die
Retter haben aber ohne Verzögerungen ihr Möglichstes getan, haben
Eingeschlossene in zum Teil spektakulären Aktionen gerettet und in
Sicherheit gebracht. Für den deutschen Teil zeigt das, wie viel der
Freistaat aus dem Elbe-Hochwasser von 2002 gelernt und seitdem getan
hat. Eine gezielte Luftretter-Ausbildung für Einsatzkräfte, die
Menschen vom Hubschrauber aus fließenden Gewässern bergen können,
machte sich jetzt zum Beispiel auch in Görlitz bezahlt. Auffällig und
bemerkenswert ist auch dies: Nicht nur die Koordinatoren in den
Lagezentren und die Einsatzkräfte in Tschechien, Polen und
Deutschland waren sofort arbeitsfähig. Von der unrühmlichen Ausnahme
in Ostritz einmal abgesehen, leisten auch die meisten Betroffenen in
den vom Hochwasser bedrohten Gebieten das ihre zum ruhigen,
überlegten, geradezu disziplinierten Ablauf der
Hochwasserschutzmaßnahmen, zu denen im Zweifelsfall eben auch die
vorsorgliche Evakuierung gehört. Es herrscht ein Gemeinschaftsgefühl
inmitten der Katastrophe. Jeder nimmt seinen Platz ein. So, als
starkes Team, überstehen die Lausitzer in Sachsen und Brandenburg die
Flut. Als starkes Team werden sie sich dann auch daran machen, die
Schäden zu beseitigen, die ein bislang nicht dagewesenes
Neiße-Hochwasser hinterlassen hat.

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