Warum die brandenburgische Wissenschaftsministerin
so rabiat und beharrlich versucht, die Wissenschaftslandschaft der
Lausitz umzukrempeln, begründet sich in dem offensichtlich
tiefsitzenden Misstrauen gegenüber einigen der derzeitigen Akteure.
Dass die, zumindest nicht wenige von denen in der Lausitz das nicht
können, ist die eindeutige Botschaft aus Potsdam. Genau darin aber
liegt das Problem bei dem Versuch der Frau Kunst, sich glaubwürdig zu
machen. Sie scheint nicht zu verstehen, dass der von ihr für ihre
Pläne eingeforderte Vertrauensvorschuss kein einseitiges Unternehmen
sein darf. Auch die Landesregierung und dann vor allem die Ministerin
selbst müssen klar benennen, wem sie ihrerseits Vertrauen schenken
wollen. Denn das, was den Lausitzer Hochschulen zugemutet wird an
Bereitschaft zur Veränderung, ist tatsächlich einmalig. Und die
Prognose, dass daraus nur Gutes erwachse, ist ja nicht belastbar. Sie
kommt von der einstigen Potsdamer Unipräsidentin, die jetzt auch noch
ihren einstigen Stellvertreter Thomas Grünewald als Bevollmächtigten
nach Cottbus schickt. Bei wem angesichts solch einer Konstellation
die Bringschuld liegt, ist offensichtlich. Denn angesichts des
gewachsenen, durch die Ressourcenknappheit begründeten
Konkurrenzverhältnisses zwischen den Universitäten des Landes müssen
da ja zwangsläufig in Cottbus die Alarmglocken läuten. Die Benennung
eines solchen Bevollmächtigten – oder Beauftragten, wie er offiziell
heißt – ist ja zunächst einmal nur die erneute Manifestation eines
Grundmisstrauens. Und diese Demonstration der Distanz zu den
Lausitzer Verantwortlichen wird durch den naheliegenden Gedanken
verstärkt, dass mit der Benennung Grünewalds eine Vorentscheidung
über das erwünschte Führungspersonal einer Neugründung gefällt wird.
Da wäre es aus vielen Gründen besser gewesen, jemanden zu benennen,
der frei von Ambitionen agiert. Aber da hat Frau Kunst wieder einmal
eine wunderbare Chance versäumt, sich verständlich zu machen. Denn
Frau Kunst braucht nicht in erster Linie einen altbekannten
Vertrauten, sie braucht das Vertrauen der Lausitzer in ihre eigene
Bereitschaft, sich selbst Veränderungen zuzumuten.
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