Lausitzer Rundschau: Der Gescheiterte von der Saar Lafontaine zieht Kandidatur für Linken-Parteivorsitz zurück

Immerhin, Oskar Lafontaine hat offenbar begriffen,
dass er die Linke nicht mehr befrieden kann. In den letzten Tagen
hatten sich die Fronten im Streit um den künftigen Parteivorsitz
derart verhärtet, dass auch der vermeintliche Heilsbringer aus dem
Saarland zum Problem geworden war. Das spiegelte sich nicht nur in
distanzierenden Äußerungen ostdeutscher Linker wider. Allen voran
Gregor Gysi. Auch in westdeutschen Landesverbänden, bis dato immer
einer sichere Bank für Oskar, regte sich Kritik am selbstherrlichen
Stil des Patriarchen. Lafontaines Zeit in der Bundespartei ist
vorbei. Welche Zeit nun für die Linke anbricht, steht in den Sternen.
In seiner kurzen Erklärung zum Rückzug von der Kandidatur für den
Chefposten hat Lafontaine eine Art Vermächtnis hinterlassen. Und das
sagt mitnichten, sein Erzrivale Dietmar Bartsch hätte nun freie Bahn,
die Parteispitze zu erobern. Lafontaine wünscht sich einen „Neuanfang
jenseits der bisherigen Konfrontationslinien.“ Mit anderen Worten:
Auch Bartsch soll gefälligst seine Kandidatur aufgeben. Schwer wird
es für den ostdeutschen Reformer allemal. In den Augen vor allem
vieler West-Genossen haftet ihm nun das Image des Königsmörders an.
Eine überzeugende Mehrheit für Bartsch auf dem Linken-Parteitag, der
bereits in eineinhalb Wochen stattfindet, kann daraus kaum werden.
Dass sich die Linke jetzt in einer so vertrackten Lage befindet, geht
allerdings weniger auf das Konto von Bartsch. Lafontaine hat die
Linke viel zu lange über seine persönlichen Pläne im Unklaren
gelassen. Das hat die Führungsdiskussion erst richtig angeheizt und
der Partei enorm geschadet. So könnte der einstige Erfolgsgarant der
Linken nun zu ihrem Sargnagel werden.

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