Lausitzer Rundschau: Der Anfang, nicht das Ende

Es wird noch ein paar Tage dauern, bis sich die
Euphorie über den nicht mehr erwarteten Klimakompromiss von Cancún
gelegt hat. Wenn man dann aber die Ergebnisse der Konferenz nüchtern
analysiert, wird man trefflich darüber streiten können, ob der Gipfel
den entscheidenden Schritt dazu gebracht hat, die immer schneller
fortschreitende Erderwärmung zu bremsen. KopenhagenII oder
KyotoII – das schienen die Alternativen für Cancún zu sein:
also totales Scheitern oder Durchbruch. Am Ende ist es keines von
beiden Szenarien geworden. Denn es war ein Minimal-Konsens in letzter
Minute, auf den sich die Staaten einigten. Strategisch ist der große
Erfolg Cancúns, dass der Rahmen der UN als Forum gerettet wurde. Aber
die 16.Weltklimakonferenz hat auch gezeigt, dass die vielen
widerstreitenden Interessen eigentlich nicht unter einen Hut zu
bekommen sind. Ungenügend sind die Beschlüsse der Konferenz vor allem
beim wichtigsten Punkt, der Verlängerung des Kyoto-Protokolls. Die
einzige Verbesserung zu Kopenhagen besteht darin, dass nun offiziell
in die Abschlusserklärung aufgenommen wurde, dass die Staaten den
Anstieg der Erderwärmung auf zwei Grad begrenzen wollen. Die
Geschwindigkeit, mit der Beschlüsse zum Klimaschutz getroffen
werden, hält aber in keiner Weise mit der immer schnelleren
Erderwärmung Schritt. Cancún ist ein Schritt in Richtung eines alle
Staaten verpflichtenden Abkommens. Aber die Schritte sind zu klein,
um die nötigen schnellen Verbesserungen zu erzielen. Cancún ist daher
nicht das Ende, sondern der Beginn eines Prozesses, der keine
geringere Aufgabe hat, als die Welt zu retten. Die Konferenz ist
weit davon entfernt geblieben, notwendige Ergebnisse zu liefern. Aber
sie konnte auch nur das Machbare beschließen. Das kann man als Erfolg
und als Misserfolg gleichermaßen sehen.

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de