Was Brandenburg bereits 2010 gelungen ist, kann
jetzt auch in Sachsen bejubelt werden: Nachdem 13 Jahre lang viel
mehr Landeskinder den Freistaat verlassen hatten als Menschen
zugereist waren, kehrt sich nun erstmals der Abwanderungstrend um.
Mehr Zu- als Fortzüge – das ist für die beiden neuen Bundesländer ein
Hoffnungsschimmer. Dass Sachsen dabei vor allem von Tausenden
studentischen Zuzüglern in die drei Metropolen Dresden, Leipzig und
Chemnitz profitiert, darf sich die Landespolitik getrost auf die
Fahnen schreiben. Investitionen in den Wissenschaftsstandort Sachsen
erfüllen hier einen durchaus erwünschten Nebeneffekt. Den übrigens
nicht nur Sachsen für sich entdeckt hat. Bevölkerungs-Wissenschaftler
verweisen seit einiger Zeit darauf, dass akademische Institute junge
Leute anlocken. Wohl dem, der sie langfristig binden kann. In
Brandenburg mischt nicht nur nebenbei die Hauptstadt Berlin in der
Bevölkerungspolitik mit. Die boomende europäische Metropole lotst
Tausende Zuzügler in den Speckgürtel und gleicht damit den
anhaltenden Wegzug aus den berlinfernen Regionen aus. Trotz dieser
positiven Tendenzen können die neuen Länder die Schrumpfung der
Bevölkerung aber nicht aufhalten. Die Schere zwischen Neugeborenen
und Gestorbenen klafft soweit auseinander, dass sie allein mit
angelocktem akademischem Nachwuchs oder Speckgürtelbonus nicht zu
schließen ist. Und es kommt noch hinzu, dass die Talsohle des
Geburtenknicks der 1990er-Jahre erst noch durchschritten werden muss.
Die damals nicht geborenen Kinder können in Kürze auch nicht an die
Universitäten und Hochschulen drängen. Sie fallen für die Gründung
von Familien aus, es kommen noch weniger Kinder zur Welt. Deshalb ist
der Zuzug nahezu die einzige Möglichkeit, Bevölkerungszahlen positiv
zu beeinflussen. Wer dabei das Rennen machen will, muss am ehesten
attraktive, gut bezahlte Jobs anbieten. Wie das etwa die Bayern
können. Für den Freistaat ist es denn auch problemlos, sein ebenfalls
in die Tausende gehendes Geburtendefizit locker durch Zuzug
auszugleichen. Dagegen scheint der Osten auf Jahre hinaus chancenlos.
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