Kohle, Atom und Gas kommen Verbraucher anderthalb mal teurer als EEG-Umlage / Neue Studie errechnet „Konventionelle-Energien-Umlage“

Stromkunden müssten 2017 auf jede verbrauchte
Kilowattstunde eine „Konventionelle-Energien-Umlage“ von bis zu 10,8
Cent zahlen, wenn die versteckten Kosten für Kohle, Atom und Gas in
den Strompreis eingerechnet würden. Das hat das Forum
Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag des
Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy berechnet. Laut der Kurzanalyse
des FÖS summieren sich staatliche Fördergelder und gesellschaftliche
Folgekosten für konventionelle Energieträger wie Kohle und Atom im
kommenden Jahr voraussichtlich auf bis zu 38 Milliarden Euro. Diese
Mehrkosten konventioneller Energiequellen liegen damit etwa
anderthalb mal so hoch wie die Förderung für erneuerbare Energien,
die auf der Stromrechnung als EEG-Umlage transparent ausgewiesen
wird. „Obwohl der Anteil von Kohle und Atom im bundesdeutschen
Strom-Mix schrumpft, sind die Kosten für diese schmutzigen und
riskanten Energiequellen noch immer deutlich höher als die für den
Ökostrom-Ausbau“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und
Kommunikation bei Greenpeace Energy. Er fordert deshalb: „Wir
brauchen eine ehrliche und faire Debatte darüber, was unser Strom
wirklich kostet und wer diese Kosten in welchem Maße verursacht.“

So profitieren Kohle- und Atomindustrie beispielsweise von
staatlichen Finanzhilfen, Förderungen und Steuervergünstigungen, die
aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Weil etwa die
Kernbrennstoffsteuer Ende 2016 ausläuft, erhalten die Betreiber von
Atomkraftwerken im kommenden Jahr allein dadurch eine
Steuervergünstigung in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Außerdem
müssen die Energiekonzerne für einen Großteil der externen Kosten der
konventionellen Stromerzeugung und deren Folgen nicht aufkommen. Dazu
gehören finanzielle Belastungen durch den Klimawandel sowie durch
Umwelt- oder Gesundheitsschäden. Diese Kosten übernehmen
Stromproduzenten nur teilweise – über Energiesteuern oder durch
Verpflichtungen im Rahmen des Emissionshandels. Der größte Teil
dieser Folgekosten wird auf die Allgemeinheit abgewälzt.

Für Stromkunden bleiben diese Belastungen intransparent, weil die
Kosten – anders als die EEG-Umlage – nicht im Strompreis enthalten
sind. „Würden die Subventions- und Umweltkosten der konventionellen
Energien nach EEG-Methode in die Stromrechnungen eingepreist, müssten
private Haushalte rechnerisch statt durchschnittlich etwa 29 Cent
dann rund 39 Cent für eine Kilowattstunde Strom bezahlen“, sagt
Studienleiterin Swantje Fiedler vom FÖS. Die genaue Höhe der
EEG-Umlage für 2017 wird am 14. Oktober offiziell bekannt gegeben und
dürfte jüngsten Schätzungen zufolge unter sieben Cent liegen.

„Selbst unter Annahme eines erheblichen Anstiegs stellt die
EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien eine deutlich
geringere Belastung dar als die versteckten Kosten für Kohle und
Atom“, so das Fazit von Swantje Fiedler. Die Wissenschaftler des FÖS
gehen in ihrer Studie davon aus, dass die Bruttostromerzeugung aus
konventionellen Energien 2017 bei rund 400 Terawattstunden (TWh)
liegt, was rund zwei Drittel der gesamten Stromerzeugung in
Deutschland ausmacht. „Ein funktionierender Erneuerbaren-Ausbau ist
das wirksamste Instrument, um die sehr viel höheren Folgekosten der
schmutzigen und gefährlichen konventionellen Energieträger in Zukunft
zu verringern“, so Keiffenheim.

Die deutsche Bundesregierung erteilt politischen Forderungen,
wonach externe Folgekosten der konventionellen Energieträger stärker
von den Verursachern getragen werden müssten, bislang eine Absage.
Laut FÖS könnten sich die versteckten Kosten für konventionelle
Energien in der Zukunft sogar noch erhöhen – zum Beispiel, wenn die
Atommüllendlagerung oder die Renaturierung von Braunkohletagebauen in
Zukunft stärker als geplant vom Staat mitfinanziert werden.

Redaktioneller Hinweis: Die komplette Kurzanalyse des Forums
Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft steht zum Download bereit unter
www.greenpeace-energy.de/presse.html

Pressekontakt:

Christoph Rasch
Politik und Kommunikation
Greenpeace Energy eG
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