Leverkusen. In einem offenen Brief fordert das Aktionsbündnis gegen zeckenübertragene Erkrankungen Deutschland e.V. (OnLyme-Aktion.org) die Verbesserung der katastrophalen Versorgungslage von Borreliose-Patienten. Der offene Brief kann von Unterstützern unter: http://onlyme-aktion.org/mitmachen/aktuelle-aktionen/borreliose-offener-brief-an-bundesgesundheitsminister-daniel-bahr/
mit unterzeichnet werden.
Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, aber auch eine der am meisten unterschätzten und verharmlosten Erkrankungen. Je nach Datenlage erkranken jedes Jahr zwischen 214.000 und über 800.000 Menschen neu an der komplexen Multi-Organ-Krankheit. Durch unzuverlässige Tests und unzureichende Behandlung geraten viele dieser Patienten in ein chronisches Stadium mit langem Leiden, das unter gesundheitspolitischen, sozialpolitischen, wirtschaftspolitischen und medizinischen Aspekten nicht länger vernachlässigt werden darf.
Seit Jahren gibt es aufgrund mangelnder Langzeitstudien einen medizinischen Meinungsstreit, insbesondere um die Behandlung einer Borreliose im fortgeschrittenen Stadium, der auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird. Es fehlt an spezialisierten Ärzten, an zuverlässiger, standardisierter Diagnostik und an einer sicher heilenden Therapie. Mangels adäquater europäischer Studien stützen sich die Medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland überwiegend auf US-Studien, obwohl diese aus verschiedenen Gründen gar nicht eins zu eins auf Deutschland übertragbar sind.
Neueste Forschungsergebnisse wiederum deuten darauf hin, dass Borreliose eine persistierende Infektion sein kann und Patienten im Spätstadium von einer erneuten oder längeren antibiotischen Therapie profitieren. Doch während sich Patienten bei vielen Erkrankungen nach entsprechender Aufklärung durch den behandelnden Arzt für oder gegen eine Behandlungsoption entscheiden können, wird den meisten Borreliose-Patienten nach 21 Tagen jede weitere antibiotische Behandlung verweigert.
„Akne-Patienten erhalten monatelang Antibiotika. Bei anderen Infektionen ist es Routine, notfalls erneut antibiotisch zu behandeln, um eine Chronifizierung zu verhindern. Bei Borreliose-Patienten im fortgeschrittenen Stadium dagegen wird die antibiotische Therapie nach 21 Tagen gestoppt; auch wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass die Infektion kuriert wurde und selbst dann, wenn die Patienten noch unter Symptomen leiden. Hunderttausende Borreliose-Patienten nehmen damit unfreiwillig an einem medizinischen Großversuch teil, denn man verweigert ihnen ohne Heilungsnachweis die kausale Therapie“, sagt eine Sprecherin des Aktionsbündnisses und fügt hinzu: „Das ist der eigentliche Skandal.“
29. Januar 2013
Weitere Informationen unter:
http://OnLyme-Aktion.org