Jung: Das Gedenken an die Schrecken der Vergangenheit mit dem Ziel der Aussöhnung verbinden

Bundestag gedenkt der Massaker an den Armeniern – Gemeinsamer
Antrag der Koalitionsfraktionen

Seit Tagen wird über den Antrag zur Erinnerung und zum Gedenken an
die Vertreibungen und Massaker an den Armeniern vor 100 Jahren
diskutiert. Dazu erklärt der stellvertretende Vorsitzende der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz Josef Jung:

„Die Spitzen der CDU/CSU- und der SPD-Fraktion werden ihren
Abgeordneten am morgigen Dienstag den zwischen ihnen abgestimmten
Text des Antrages zur Erinnerung an die Vertreibungen und Massaker an
den Armeniern vor 100 Jahren vorschlagen. Es ist erfreulich, dass es
nun zu einer Verständigung gekommen ist, die die verschiedenen
Standpunkte innerhalb der Fraktionen weitestgehend umfasst.

In dem Antrag wollen wir darauf hinweisen, dass im Auftrag des
damaligen jungtürkischen Regimes am 24. April 1915 im osmanischen
Konstantinopel die planmäßige Vertreibung und Vernichtung von über
einer Million ethnischer Armenier begann. Ihr Schicksal steht
beispielhaft für die Geschichte der Massenvernichtungen, der
ethnischen Säuberungen, der Vertreibungen und der Völkermorde, von
denen das 20. Jahrhundert auf so schreckliche Weise gezeichnet ist.
Dabei wissen wir um die Einzigartigkeit des Holocaust, für den
Deutschland Schuld und Verantwortung trägt.

Wir erinnern jedoch nicht nur an das Schicksal der Armenier,
sondern würdigen darüber hinaus die Initiativen und Beiträge in den
Bereichen von Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur auch
in der Türkei, die über die Aufarbeitung der Verbrechen an den
Armeniern hinaus die Versöhnung zwischen Armeniern und Türken zum
Ziel haben.

Deutschland hat nicht zuletzt aufgrund der unrühmlichen Rolle des
Deutschen Reiches im Zusammenhang mit der Vertreibung und Ermordung
von Armeniern eine besondere Verantwortung. Daher setzen wir uns
insbesondere dafür ein, dass die Bundesregierung sich weiterhin
politisch engagiert, damit der stagnierende Prozess der historischen
Aufarbeitung zwischen der Türkei und Armenien wieder in Gang kommt
und eine Annäherung, Versöhnung und Verzeihen zwischen beiden Völkern
erreicht werden kann. Dies liegt nicht nur im deutschen und
europäischen Interesse, sondern vor allem im Interesse der Menschen
beider Länder.

Deswegen wollen wir auch in unserer Arbeit als
Parlamentsabgeordnete dazu beitragen, dass die seit 2005
unternommenen Versuche der Annäherung von türkischer und armenischer
Seite wieder aufgenommen werden. Die Bundesregierung wollen wir
auffordern, auch weiterhin mit ihren Mitteln und Möglichkeiten den
Prozess der Annäherung und Aussöhnung zwischen beiden Ländern trotz
aller Hindernisse nachdrücklich zu unterstützen. Nicht nur die
historische Mitschuld Deutschlands gebietet dies, sondern auch unsere
politische Verantwortung für eine bessere Zukunft der Menschen in der
Region und in Europa.“

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