Deutschlands Dienstleistungsmetropole Frankfurt am
Main ist erneut Gewinner des Städterankings der Berenberg Bank und
des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts HWWI. Zum zweiten Mal nach
2008 wurden die 30 größten deutschen Städte auf ihre
Zukunftsfähigkeit hin untersucht.
„Erfolgreiche Städte sind Wachstumsmotoren für ganze Regionen. Ein
Drittel aller Dienstleistungen und Güter wird in den 30 größten
deutschen Städten produziert. Ihre Zukunftsfähigkeit ist somit
wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes“, so Dr.
Hans-Walter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter
der Berenberg Bank. „In den letzten zehn Jahren lag der
Beschäftigungszuwachs in den Städten mit über 500.000 Einwohnern
deutlich über dem Bundesdurchschnitt.“
Die Entwicklung der Städte hängt davon ab, welche Auswirkungen der
demografische Wandel auf sie hat und wie sie den Übergang zu wissens-
und forschungsintensiven Produktionsweisen bewältigen.
„Wissensintensive Dienstleistungsbranchen expandieren, während
–schmutzige– Industrien zunehmend aus dem Stadtbild verschwinden“,
bringt es HWWI-Direktor Prof. Dr. Thomas Straubhaar auf den Punkt.
Dabei beeinflussen sich demografische und ökonomische
Entwicklungen gegenseitig. Prosperierende Städte ziehen Arbeitskräfte
an, was ihre weiteren Entwicklungspotenziale positiv beeinflusst.
Hochqualifizierte Menschen bevorzugen das urbane Leben, z. B.
aufgrund veränderter Ansprüche an die Lebensqualität oder an das
kulturelle Angebot. Unternehmen wissensintensiver Branchen finden in
Städten ein größeres Angebot an qualifizierten Arbeitskräften – das
Bildungsniveau der Stadtbevölkerung ist vergleichsweise hoch, und
Universitäten und Forschungseinrichtungen befinden sich überwiegend
in urbanen Zentren. „Die räumliche Nähe fördert zudem den Wissens-
und Erfahrungsaustausch zwischen Menschen; das wiederum forciert
Innovationen und die Weiterentwicklung von Technologien“, so
Straubhaar.
Das Ranking
Das Spitzenduo bilden, wie bereits vor zwei Jahren, Frankfurt und
München. Sie schneiden bei den Standortfaktoren und den
demografischen Aussichten hervorragend ab. Frankfurt glänzt als
internationale, wissensbasierte Dienstleistungsmetropole. 2 % der
Beschäftigten sind hier in Forschung und Entwicklung tätig, und ein
Fünftel der Arbeitskräfte ist hoch qualifiziert. Die ökonomische
Attraktivität Münchens spiegelt sich in ihrer Bevölkerungsdynamik
wider: In den letzten sechs Jahren legte die Bevölkerung in der
bayerischen Stadt um fast 7 % zu. Düsseldorf ist aufgrund seiner
hohen Wirtschafts- und Bevölkerungsdynamik in den letzten Jahren
sowie sehr guter Voraussetzungen für Unternehmen der
Wissenswirtschaft im Vergleich zur Untersuchung aus dem Jahre 2008
vom elften auf den dritten Platz geklettert und ist gegenwärtig die
Stadt mit der höchsten Arbeitsproduktivität. Auf den Plätzen vier und
fünf folgen mit Bonn und Köln zwei weitere Städte aus
Nordrhein-Westfalen, in denen sich zunehmend das Wachstum
konzentriert, während die Entwicklung anderer Städte dieser Region
stagniert.
Hervorzuheben sind zudem die Platzierungen von Berlin, Dresden und
Leipzig unter den ersten zwölf Städten. Sie haben sich in der
jüngeren Vergangenheit durch eine hohe Bevölkerungs- und
Arbeitsplatzdynamik ausgezeichnet und weisen günstige demografische
Prognosen auf. Dresdens Bevölkerungsgewinne lagen seit 2003 mit +6,9
% noch vor München; Leipzig konnte mit einem Plus von 4,3 % ebenfalls
kräftig zulegen, während die Zahl der Arbeitsplätze von 2003 bis 2008
in den sächsischen Städten um etwas mehr als 6 % zunahm. Berlin
konnte sich sogar von Platz 24 auf Platz acht verbessern und hat
damit den größten Sprung nach vorn gemacht. Der Wachstumsmotor in der
Hauptstadt ist also angesprungen, die Standortvorteile
Internationalität, Bildung und Erreichbarkeit haben sich seit dem
Ranking 2008 weiter verbessert und kommen zum Tragen. Seit 2005 sind
hier 123.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden – so viele wie in
keiner anderen deutschen Stadt.
Am unteren Ende der Skala befinden sich mit Wuppertal, Bochum und
Chemnitz Städte, die hinsichtlich Bildung und Internationalität in
Teilaspekten deutliche Standortnachteile haben. Zudem stellen sich
die demografischen Trends in diesen Städten ungünstig dar, was ihre
ökonomischen Entwicklungspotenziale negativ beeinflusst. Diese Städte
haben ihre Positionierung im unteren Bereich des Rankings seit 2008
nicht verbessern können, verlieren weiter Bevölkerung und bauen kaum
neue Arbeitsplätze auf.
„Die Studie zeigt, dass es zwischen den deutschen Städten derzeit
stark ausgeprägte Unterschiede der Standortbedingungen sowie der
ökonomischen und demografischen Dynamik gibt. Betrachtet man die
gegenwärtigen Entwicklungstendenzen, so besteht die Gefahr, dass sich
die Schere zwischen den dynamischen und ökonomisch erfolgreichen
Städten auf der einen Seite und den Städten, die teils massive
Bevölkerungsverluste zu verkraften haben, weiter öffnet“, fasst Dr.
Hans-Walter Peters die Ergebnisse zusammen.
Schlaglichter
Fläche: Berlin ist mit 3,4 Mio. Einwohnern die größte Stadt, Kiel
hat es mit 238.000 Einwohnern neu in das Ranking der 30 größten
Städte geschafft.
Bevölkerungsdichte: In München wohnen mit 4.286 Einwohnern fast
fünfmal so viele Menschen auf einem Quadratkilometer wie in Münster
(910).
Lage: Lediglich vier Großstädte (inklusive Berlin) liegen in
Ostdeutschland, während allein Nordrhein-Westfalen 13 aufzuweisen
hat.
Bevölkerungswachstum: Die größte Anzahl an Zuwanderern (2003 bis
2009) verzeichnen München (76.018), Berlin (60.866) und Hamburg
(52.955). Gelsenkirchen hingegen hat 6.394 Einwohner verloren.
Produktivität: Das Produktivitätsniveau (Bruttoinlandsprodukt pro
Erwerbstätigem 2008) liegt in Düsseldorf bei 88.017, in Frankfurt bei
86.805 und in Hamburg bei 78.518 Euro. Beim Schlusslicht Chemnitz
beträgt es 46.668 Euro.
Die Wertung
Für alle untersuchten Städte wurden 16 Einzelindikatoren in drei
Teiluntersuchungen berücksichtigt. Diese drei Indizes fließen zu
gleichen Teilen in das Gesamtranking ein:
Der Trendindex fasst die aktuellen Entwicklungen der Bevölkerung,
der Erwerbstätigkeit und der Produktivität zusammen.
Der Standortindex berücksichtigt die Standortfaktoren Bildung und
Innovationsfähigkeit, Internationalität und Erreichbarkeit.
Der Demografieindex beinhaltet Faktoren, die die demografischen
Entwicklungstendenzen bis zum Jahre 2020 abbilden.
Ergebnisse des HWWI/Berenberg-Städterankings 2010 und 2008
Platzierung
Rang Rang Stadt Trend- Standort- Demografie-
2010 2008 index index index
2010 2010 2010
1 1 Frankfurt am Main 8 1 4
2 2 München 5 2 2
3 11 Düsseldorf 4 3 3
4 9 Bonn 1 7 5
5 7 Köln 14 8 6
6 4 Wiesbaden 20 5 7
7 7 Hamburg 11 10 9
8 24 Berlin 10 6 11
9 5 Dresden 7 26 1
10 15 Hannover 9 17 10
11 25 Leipzig 2 28 8
12 14 Aachen 17 9 14
13 6 Karlsruhe 12 12 18
14 17 Nürnberg 6 20 16
15 21 Münster 3 24 19
16 3 Stuttgart 28 4 12
17 21 Duisburg 13 15 24
18 16 Bremen 19 13 26
19 12 Augsburg 18 22 15
20 10 Dortmund 16 21 20
21 19 Essen 24 14 25
22 20 Braunschweig 22 25 17
23 13 Mannheim 27 11 21
24 – Kiel 15 29 13
25 28 Gelsenkirchen 21 23 28
26 18 Mönchengladbach 25 19 22
27 23 Bielefeld 23 27 23
28 29 Wuppertal 29 16 27
29 27 Bochum 30 18 30
30 30 Chemnitz 26 30 29
Quellen: Statistische Ämter der Länder (2010); Genesis (2010);
BBSR INKAR (2009); Bundesagentur für Arbeit (2010); eigene
Berechnungen des HWWI.
Die Platzierung im Gesamtranking ergibt sich nicht aus der
Addition der Platzierungen in den drei Teilrankings.
Die 1590 gegründete Berenberg Bank ist Deutschlands älteste
Privatbank und betreut mit über 900 Mitarbeitern 23,8 Mrd. Euro für
private und institutionelle Anleger. Sie ist in Hamburg, Bielefeld,
Braunschweig, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, München, Stuttgart und
Wiesbaden sowie in sieben ausländischen Finanzzentren vertreten.
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut HWWI ist eine unabhängige
Forschungseinrichtung, die wirtschaftlich, gesellschaftlich und
politisch wichtige Trends frühzeitig erkennt und interdisziplinär
analysiert.
Pressekontakt:
Für detaillierte Fragen zur Studie steht Ihnen die Studienleiterin
des HWWI, Frau Dr. Silvia Stiller, unter (040) 340576-660 zur
Verfügung.
Die Studie zum Download ist unter www.berenberg.de/publikationen
erhältlich.
Karsten Wehmeier
Direktor
Unternehmenskommunikation
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BERENBERG BANK
Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG
Neuer Jungfernstieg 20
20354 Hamburg
Â
Telefon +49 40 350 60-481
Telefax +49 40 350 60-907
E-Mail karsten.wehmeier@berenberg.de