
MANNHEIM. Vom 19. bis 25. Juni weilten Führungskräfte aus dem Bereich der ukrainischen Energiewirtschaft zur Akademischen Weiterbildung an der Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) in Mannheim. Dabei ging es um ein vom Auswärtigen Amt finanziertes Projekt, das zum Ziel hat, ukrainische Manager/innen im Bereich Energieversorgung fitzumachen für die Zukunft.
Partner der HdWM in der Ukraine ist die in Kiew ansässige namhafte National Technical University of Ukraine sowie deren Institute of Energy Saving and Energy Management. Das Vermitteln der erforderlichen Kenntnisse und praktischen Fertigkeiten ist dabei ebenso wichtig wie das Vertiefen von Kenntnissen in moderner betriebswirtschaftlicher Steuerung von Energie-Unternehmen.
Auswärtiges Amt: Krisenprävention und Demokratisierungshilfe im Vordergrund
Das Außenministerium stellt die Krisenprävention und Demokratisierungshilfe in der Ukraine in den Vordergrund. Die inzwischen erfolgte Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und der Ukraine bedeutet für die Ukraine: die Umsetzung von Reformen in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen. Dabei stehen die Professionalisierung und Stabilisierung der ukrainischen Energieverwaltung im Mittelpunkt.
Der Präsident der HdWM, Prof. Dr. Michael Nagy, zeigte sich erfreut über das Projekt und dessen Förderung durch das Auswärtige Amt. Nagy: „Als ,junge‘, gleichwohl innovative Management-Hochschule versuchen wir stets, künftige Herausforderungen mit kreativen und zukunftsweisenden Lösungen effektiv und effizient zu bewältigen“.
Professionalisierung des ukrainischen Energiemanagements
„Die Kooperation zwischen der HdWM und der ukrainischen Partneruniversität soll das Land auf dem Wege seiner Entwicklung und Modernisierung weiter nach vorne bringen. Konkret wollen wir zur Professionalisierung und Stabilisierung des dortigen Energiemanagements einen nachhaltigen Beitrag leisten“, so Nagy weiter. Im Mittelpunkt des Wissenstransfers steht das Vermitteln neuesten Fachwissens im Bereich der sich weltweit gerade wandelnden Energiemärkte.
Insbesondere das mehrtägige Seminar Smart Energy Technologies, von Prof. Dr.-Ing. Roland Kaldich, gab tiefe Einblicke in die Digitalisierung der Energiewirtschaft. „Die Einflüsse von Technologien aus den Bereichen Industrie 4.0, Cloud Computing, Big Data und Mobile Computing auf bisherige Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle der Energiewirtschaft wurden anhand einer Vielzahl von konkreten, aktuellen Beispielen diskutiert“, sagt Prof. Kaldich.
Prof. Kaldichs Know-How-Schwerpunkte aus seiner langjährigen, operativen Tätigkeit als Führungspersönlichkeit außerhalb der Hochschule liegen in den Bereichen internationale Energiewirtschaft und -handel, B2B-Vertrieb, Unternehmenssanierung, Top-Management-Consulting und Kommunikationstechnologien. Prof. Kaldich ist zertifizierter Energiehändler für Spot- und Terminmärkte an der Europäischen Energiebörse EEX und darüber hinaus auch Vorstand des Institutes für Management Informationssysteme IMIS e.V. in Ludwigshafen.
Ukrainische Gäste beeindruckt vom modernen Energiemanagement
Gestartet hat die ukrainische Gruppe ihre „Deutschland-Woche“ bei einem großen Energieversorger in Dortmund, begleitet von Projektleiter Dr. Özer Pinar, der an der HdWM in Lehre und Forschung tätig ist. Sein Spezialgebiet betrifft die Organisations- und Prozessgestaltung. In seiner außerhochschulischen Tätigkeit war er u.a. in internationalen Unternehmen als Zentralbereichsleiter für Effizienz und Methodik sowie Leiter Produktion tätig.
Dr. Pinar forscht derzeit an der Entwicklung innovativer Weiterbildung unter Berücksichtigung neuer Lerntheorien. Pinar: „Unser Programm umfasste die Schwerpunkte Energy Management Aspects, Technologies for Renewable Energy, Future Trends in Energy Business und Smart Energy Business. Die ersten Seminare fanden zunächst vor Ort in Kiew statt. Mit unserem Seminarprogramm in Deutschland schließen wir die Seminarreihe mit Praxiseinblicken ab und freuen uns auf weitere beschlossene Kooperationsprojekte mit unserem Ukrainischen Partner zur weiteren Professionalisierung der Ukrainischen Energieverwaltung.“
Aber was wäre eine „German Week“ ohne Praxis? So machte sich die Gruppe auf zur Besichtigung des hochmodernen Großkraftwerkes in Mannheim, begleitet von Dr. Özer Pinar und Prof. Dr. Dolores Sanchez Bengoa, die an der Hochschule zuständig ist für International Business und Interkulturelle Studien. „Im Vordergrund der Werksbesichtigung stand der 2015 neu in Betrieb genommene ,Block9‘. Die Teilnehmer begeisterten sich über die hochentwickelte Technik und die hohe Flexibilität, sich kurzfristig an Markterfordernisse anzupassen. Einen Höhepunkt erlebten die Teilnehmer auf einem 70 Meter hohen Silo mit einem weiten Blick in Pfalz und Odenwald“, sagt Pinar in luftiger Höhe.
Ukrainische Energiemanager fit machen für die Herausforderungen der Zukunft
Das Projekt für Energiemanagement wird in Kooperation mit dem ukrainischen Institute of Energy Saving and Energy Management (IEE) realisiert. Ziel ist es, die Erfahrung und das Know-How im Bereich Energiemanagement an ukrainische Führungskräfte im Energiebereich weiterzugeben. Die 13 Führungspersönlichkeiten von privaten und kommunalen Energieversorgungs-Unternehmen, die strategisch-unternehmerische Entscheidungen im Bereich der Energieversorgung treffen, werden in mehreren Weiterbildungsseminaren unterrichtet.
„Erfahrene Professoren und Praktiker aus der deutschen Energiewirtschaft sowie von kommunalen Versorgungsunternehmen bringen dabei ihr Know-how ein. Dieses Projekt läuft fünf Monate. Danach sollen die ukrainischen Energiemanager über neue Erkenntnisse für die Umsetzung ihrer eigenen Ideen im Bereich der Energieversorgung verfügen“, sagt Katrin Dillinger, die an der HdWM zuständig ist für die Akademische Weiterbildung.
Quartäre Bildung gewinnt immer größere Bedeutung
„Die HdWM pflegt bereits seit ihrer Gründung Kooperationen mit namhaften ausländischen Universitäten. Die Zusammenarbeit mit der Universität in Kiew stellt dabei das jüngste Projekt dar. Beide Seiten sind an einer langfristigen Kooperation interessiert. Meetings und Verhandlungen für die Weiterführung der Projekte stehen bereits auf der Agenda. Damit unterstreichen wir, dass der ,Quartären Bildung‘, also der berufsbegleitenden Weiterbildung, eine immer größer werdende Bedeutung zukommt“, so Prof. Nagy in seinem Ausblick.
Text: Franz Motzko