Hartnäckiger Widerstand gegen Strompläne – bundesweit 1.500 Stellungnahmen / Trasse hat nach Expertenmeinung nichts mit Energiewende zu tun / Leitungen für Ökostrom zerstören unnötig Natur

Sechs Wochen lang hatten Bundesbürger Zeit,
ihre Meinung zu den im ganzen Land geplanten Stromtrassen in einer
Bürgerkonsultation kund zu tun. Diese sollen vorrangig Ökostrom aus
dem Norden in den Süden transportieren. 1.500 Menschen haben die
Gelegenheit genutzt. 200 Stellungnahmen, also jede siebte, kommt aus
dem Zentrum des Widerstandes: Der Bürgerinitiative „Unter
Hochspannung“ in Schwentinental/Pohnsdorf.

Der Widerstand hat einen Namen und die Bürgerinitiative „Unter
Hochspannung“ trotzt den Plänen, die eine Energie-Autobahn vom
Umspannwerk im ostholsteinischen Göhl bis nach Kiel planen. Die
Trasse soll Ökostrom transportieren – zerstört nach Worten der
Initiative jedoch die Natur. „Wir sind keine Blockierer, aber wir
lassen uns auch nicht veralbern. Dass die Quertrasse Göhl-Kiel
sinnvoll ist und warum sie unbedingt sein muss, hat bisher niemand
nachgewiesen“, sagt Initiativen-Sprecher Malte Graf. Der Pohnsdorfer
bekommt Rückenwind vom Landesnaturschutzbund SH (LNV): „Das ist eine
Trittbrett-Trasse, die mit der Energiewende nichts zu tun hat“,
betont Ragnar Schaefer, Geschäftsführer des LNV. „Diese Trasse ist
nur ein Beispiel von vielen. Im Netzentwicklungsplan Strom sind im
gesamten Bundesgebiet jede Menge Trassen eingeplant, die kritisch
hinterfragt werden sollten“, fordert Graf. Er kritisiert zudem scharf
die Ankündigung des Bundeswirtschaftsministers Philipp Rösler. Der
will laut Medienberichten den Ausbau der deutschen Stromnetze gegen
alle Widerstände durchsetzen und dafür sogar EU-Vorgaben für Natur-
und Vogelschutz außer Kraft setzen.

Wer im Kreis Plön genauer auf die Strom-Entwicklungs-Pläne schaut,
stelle schnell fest, was Schaefer bestätigt: Es entstehen keine neuen
Windkraftanlagen, daher muss auch kein zusätzlicher Strom abgeführt
werden. Wie Schaefer erklärt, könne die hier produzierte
Windkraft-Energie, die im Süden Deutschlands benötigt werde, über die
Nord-Süd-Trassen Göhl-Lübeck-Hamburg, Audorf-Hamburg und die
Westküstentrasse von Niebüll bis Brunsbüttel abgeleitet werden. Ein
Korridor Göhl-Kiel sei „überflüssig“ und diene ausschließlich der
Netz-Stabilisierung, nicht der Versorgung der Region. Die Grundlage
für ein beschleunigtes Planungsverfahren, wie es derzeit angewandt
wird, sei daher laut Schaefer „nicht gegeben.“

Wer die Stellungnahmen der Konsultation einsieht, stößt auf
Emotionen. Beispielsweise für Familie Franzen aus der
Weinbergsiedlung in Schwentinental ist die Göhl-Kiel-Trasse, die
mehrere Landschaftsschutzgebiete quert, der „Super-Gau“: „Wir sind
für die Energiewende, aber Trassen müssen ökologisch sinnvoll und
verträglich mit Mensch, Tier und Natur sein.“ Eine andere Stimme
meldet sich ähnlich zu Wort: „Für den Fall, dass der Bau einer
Höchstspannungsleitung in der Nähe meines Grundstücks geplant werden
sollte, werde ich mich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln
wehren.“ Der Protest stößt an vielen Stellen auf offene Ohren. Der
knik e.V lehnt die Maßnahme „aus Naturschutzgründen und wegen
Zweifeln an ihrer Notwendigkeit ab.“ Auch die Energieexperten des
BUND SH schließen sich dieser Meinung an und kritisieren ferner, dass
der Netzentwicklungsplan für den „Normalbürger kaum verständlich“
sei.

Der Netzentwicklungsplan spricht in einer Pressemitteilung
aufgrund der hohen Beteiligung von „positiver Resonanz“ auf die
Konsultation mit den bundesweiten Trassen-Plänen der vier
Ãœbertragungsnetzbetreiber, 50Hertz, Amprion, TransnetBW und TenneT.
„Die Stellungnahmen fließen in den Netzentwicklungsplan ein. Damit
kann ein Ergebnis erreicht werden, das von einem breiten Konsens
getragen wird“, so die Netzbetreiber. Schon in der zweiten
Augusthälfte sollen die überarbeiteten Trassen-Entwürfe an die
Bundesnetzagentur übergeben werden. „Nach deren Bestätigung soll der
Netzentwicklungsplan verbindliche und solide Basis für den
Bundesbedarfsplan sein“, heißt es weiter. Im Kreis Plön wird das nach
Angaben der Initiative „Unter Hochspannung“ nicht so einfach
hingenommen. „Hier werden Antworten gefordert“, sagt Graf. Für
Dienstag, 14. August plant die Bürgerinitiative, ab 19.30 Uhr, im
Dorfgemeinschaftshaus Pohnsdorf eine weitere Info-Veranstaltung.

Ãœber die Bürgerinitiative „Unter-Hochspannung“: Unter Hochspannung
wurde am 27.02.2012 gegründet“ und setzt sich aus mehr als 115
Bürgern der Gemeinde Pohnsdorf, Weinbergsiedlung und Bredeneek
zusammen. Generell sprechen wir uns für die Förderung regenerativer
Energien aus und dem damit notwendigen Ausbau des Stromnetzes.
Hierbei muss allerdings ein verträglicher Umgang mit den betroffenen
Anwohnern, der Natur und der Umwelt geschaffen werden. Unser Ziel ist
es, zu verhindern, dass die geplante Trassenführung der TenneT durch
Pohnsdorf, Weinbergsiedlung und Bredeneek führt. Für diesen
Trassenabschnitt gibt es mehrere sinnvolle Alternativen, die
ernsthaft geprüft werden sollten. Weitere Informationen unter:
www.unter-hochspannung.de

Pressekontakt:
Bürgerinitiative „Unter Hochspannung“
Malte Graf
Kronsredder 15
24211 Pohnsdorf
Tel.: 04342-86154
Mobil: 0160-96642080
info@unter-hochspannung.de

Weitere Informationen unter:
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