Guy Wagner (BLI – Banque de Luxembourg Investments): Keine klare Richtung an den Aktienmärkten

Guy Wagner (BLI – Banque de Luxembourg Investments): Keine klare Richtung an den Aktienmärkten
Guy Wagner, Chefanlagestratege von BLI – Banque de Luxembourg Investments
 

Das Weltwirtschaftswachstum bleibt stabil und moderat. In den USA deuten die wie erwartet ausfallenden Wirtschaftsdaten auf ein BIP-Wachstum von weiterhin etwa zwei Prozent hin. Im September traten die Aktienmärkte weiterhin auf der Stelle. So blieben der US-amerikanische S&P 500 und der europäische Stoxx 600 unverändert; der japanische Topix sank um 0,5 Prozent, und der Index MSCI Emerging Markets stieg um ein Prozent (in USD). „Die Volatilität an den Aktienmärkten bleibt trotz etlicher politischer Unwägbarkeiten und des steigenden Drucks auf das Gewinnwachstum der Unternehmen außerordentlich niedrig“, sagt Guy Wagner, Chefanlagestratege und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments. „Einen Monat vor den US-Präsidentschaftswahlen mit nach wie vor ungewissem Ausgang ist es recht unwahrscheinlich, dass die Aktienmärkte wieder eine klare Richtung finden.“

In Europa schwächt das Wirtschaftswachstum nicht wesentlich ab
In Europa schwächt das – wenn auch moderate – Wirtschaftswachstum trotz des Brexit, der Flüchtlingskrise und der politischen Unsicherheiten in vielen Ländern nicht wesentlich ab. In Japan ruhen die Hoffnungen auf einen Aufschwung auf dem jüngsten Konjunkturprogramm der Regierung sowie auf den neuen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen seitens der Bank of Japan. In China wird durch die staatlichen Stützungsmaßnahmen, die ein Wirtschaftswachstum entsprechend den Zielvorgaben sichern sollen, das Problem der Überkapazitäten in der Industrieproduktion noch größer.

Die großen Zentralbanken lassen die Leitzinsen unverändert
Im September beließ die Federal Reserve ihren wichtigsten Leitzinssatz unverändert bei 0,5 Prozent. Sie merkte jedoch an, dass die wirtschaftlichen Bedingungen für eine neuerliche Straffung bald gegeben seien, und ließ damit die Möglichkeit einer Zinserhöhung noch vor Jahresende offen. In Europa veränderte die Zentralbank weder die Zinsen noch ihr umfassendes Anleihekaufprogramm, schloss jedoch eventuelle weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen in der Zukunft nicht aus. Die japanische Zentralbank griff als weiteres Mittel zur Kontrolle der Zinskurve, um die Langfristzinsen bei null Prozent zu fixieren, auch wenn die kurzfristigen Zinsen noch weiter in den negativen Bereich gesenkt werden müssten. „Allgemein kündigte die Bank of Japan an, das Inflationsziel von zwei Prozent in den kommenden Jahren dauerhaft überschreiten zu wollen“, unterstreicht der luxemburgische Ökonom. In Großbritannien beließ die Bank of England ihre Zinsen unverändert, betonte jedoch, dass sie bis Jahresende ihren Leitzins erneut senken wolle, auch wenn die unmittelbaren Auswirkungen des Brexit auf die britische Wirtschaft schwächer sind, als noch vor einem Monat angenommen worden war.

Langfristzinsen auf den Rentenmärkten quasi verändert
An den Rentenmärkten veränderten sich die Langfristzinsen im September kaum. Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen gingen zurück in Deutschland und in Spanien, während sie in Italien leicht stiegen. Guy Wagner: „In der Eurozone bleiben die Endfälligkeitsrenditen bei den meisten Staatsanleihen grotesk niedrig oder sogar negativ. In den Vereinigten Staaten sind die langfristigen Zinsen aufgrund der Erwartungen einer allmählichen Straffung der US-amerikanischen Zinspolitik etwas höher.“

Bleibt der Euro-Dollar-Wechselkurs auch im Hinblick auf die US-Präsidentschaftswahlen wenig volatil?
Wie im August blieb der Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar auch im September unverändert bei 1,12. In den vergangenen Monaten schwankte der Euro-Dollar-Wechselkurs besonders wenig und bewegte sich in einem immer engeren Kurskorridor. „Es bleibt abzuwarten, ob dies kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen im November und dem italienischen Referendum über eine Verfassungsreform im Dezember so bleibt“, so Guy Wagner abschließend.