Guy Wagner (Banque de Luxembourg): Verschärfung der geopolitischen Risiken ist momentan die größte Gefahr für Aktien

Die jüngsten Einbußen der US-amerikanischen und europäischen Märkte sind größtenteils zurückzuführen auf die Verschärfung der Spannungen zwischen dem Westen und Russland nach dem Absturz des Flugzeugs MH17. Die größten Verlierer der Börsenkorrektur waren die zyklischen Werte, während sich die defensiveren Sektoren und die Technologiebranche besser behaupteten. „Aktien bleiben zwar in einem Nullzinsumfeld die Standard-Anlageform, doch könnte eine Verschärfung der geopolitischen Risiken jederzeit eine erheblichere Börsenkorrektur auslösen“, meint Guy Wagner, Chief Investment Officer der Banque de Luxembourg und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments. Ebenfalls belastet wurden die Börsen durch die Veröffentlichung des über den Erwartungen liegenden amerikanischen BIP-Wachstums. Guy Wagner: „Denn ein größeres Wirtschaftswachstum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsen in den USA früher als vorgesehen angehoben werden könnten.“

Spannungen zwischen Westen und Russland beeinträchtigen Geschäftsklima in Europa
Das Bruttoinlandsprodukt in den USA stieg ersten Einschätzungen zufolge im zweiten Quartal um vier Prozent und bestätigte damit, dass das amerikanische Wachstum innerhalb der Industriestaaten im oberen Feld rangiert. In Europa beschleunigt sich die Wirtschaftsleistung nur mühsam. „Neben der schwachen Kreditvergabe wird das Geschäftsklima in Europa – speziell in Deutschland, das bislang die Lokomotive der europäischen Wirtschaft darstellt – allmählich von den zunehmenden Spannungen zwischen dem Westen und Russland beeinträchtigt“, meint der Luxemburger Ökonom.

USA: Inflation nähert sich dem langfristigen Ziel der Federal Reserve an
In den Vereinigten Staaten gab Fed-Chefin Janet Yellen im Zuge der geldpolitischen Sitzung der US-Notenbank bekannt, den Aufkauf von Staatsanleihen und Hypothekenanleihen um zehn Milliarden Dollar pro Monat weiter zu drosseln. Künftig wird die Federal Reserve monatlich Staatsanleihen in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar und Hypothekenanleihen in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar aufkaufen. Selbst wenn Yellen ihre Aussage bezüglich der zukünftigen Zinsschritte nicht veränderte, deutete sie jedoch an, dass sich – nach einem längeren Zeitraum niedriger Preise – die Inflation an das langfristige Ziel der Federal Reserve annähere.

Baldiger Anstieg der Langfristzinsen nicht in Sicht
Die bereits extrem niedrigen Anleiherenditen in der Eurozone gingen im Juli nochmals zurück, während diese in den USA quasi unverändert blieben. Generell seien die Anleiherenditen der Industriestaaten wenig attraktiv, meint Guy Wagner. „Dennoch sprechen weder der schwache Teuerungsdruck noch die fehlenden Aussichten einer Leitzinserhöhung durch die wichtigsten Zentralbanken für einen baldigen Anstieg der langfristigen Zinsen.“

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