
Die Weltwirtschaft wächst nach wie vor moderat. In den Vereinigten Staaten ist das konjunkturelle Wachstum größtenteils zurückzuführen auf das höhere verfügbare Einkommen der Privathaushalte, die von den niedrigen Ölpreisen, der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt sowie dem leichten Lohnanstieg profitieren. Die Investitionen der Unternehmen hingegen gehen tendenziell zurück. In Europa bleibt das Wirtschaftswachstum niedrig, aber positiv. In Japan ist der erwartete Lohnanstieg nicht eingetreten. Damit werden neue staatliche Ankurbelungsmaßnahmen trotz der extrem hohen öffentlichen Verschuldung immer wahrscheinlicher. Durch die Ausweitung der quantitativen Lockerung in Europa und die zurückhaltenden Äußerungen von Federal-Reserve-Chefin Janet Yellen bezüglich neuer Zinserhöhungen in den USA waren die Anleger wieder eher bereit, in Risikoaktiva zu investieren. Der US-amerikanische Index S&P 500 schloss das erste Quartal sogar im Plus, während die anderen Indizes im negativen Bereich blieben. „Da es immer offensichtlicher wird, dass die expansive Geldpolitik der Zentralbanken nicht zu einem dauerhaften Aufschwung der Konjunktur führt, steht der jüngste Anstieg der Aktienmärkte einmal mehr auf wackligen Füßen“, sagt Guy Wagner, Chefanlagestratege der Banque de Luxembourg und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments.
Weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen in Europa
Wegen der niedrigen Inflation in Europa kündigte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, im März weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen an: Er setzte den wichtigsten Leitzinssatz von 0,05 Prozent auf null Prozent herab, erhöhte das Volumen der Anleihekäufe von 60 auf 80 Milliarden Euro monatlich und erweiterte das Kaufprogramm um hochwertige Unternehmensanleihen. Schließlich senkte er den Einlagezins für Banken bei der Zentralbank und startete ein neues Kreditprogramm, mit dem sich Banken zu sehr günstigen Konditionen Geld leihen können, wenn sie Unternehmen Kredite gewähren.
Rentenmärkte in Europa trotz niedriger Renditen interessant
An den Rentenmärkten veränderten sich die Langfristzinsen im März kaum. In Deutschland und in den USA stiegen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen leicht, wohingegen sie in Italien und Spanien sanken. „In Europa sind die Rentenmärkte trotz niedriger Renditen hauptsächlich deshalb interessant, weil die EZB ihre Politik der Negativzinsen noch ausweiten könnte“, glaubt der luxemburgische Ökonom. „Auf US-amerikanischer Seite beinhalten langlaufende Anleihen dank ihrer höheren Renditen ein Restgewinnpotenzial, ohne dass mit negativen Endfälligkeitsrenditen gerechnet werden müsste.“
Kurzfristig ist kaum mit einer weiteren Aufwertung des Euro zu rechnen
Im März wertete der Euro auf. Die zurückhaltenden Äußerungen Janet Yellens bezüglich neuer Zinserhöhungen in den USA belasteten die amerikanische Devise und brachten den Euro-Dollar-Wechselkurs an den oberen Rand seines Kurskorridors der vergangenen zwölf Monate. „Durch die Ausweitung des quantitativen Lockerungsprogramms der Europäischen Zentralbank ist kurzfristig kaum mit einer weiteren Aufwertung des Euro zu rechnen“, meint Guy Wagner abschließend.