Guy Wagner (Banque de Luxembourg): Anzeichen für wirtschaftliche Abschwächung mehren sich weltweit

Guy Wagner (Banque de Luxembourg): Anzeichen für wirtschaftliche Abschwächung mehren sich weltweit
Guy Wagner, Chefanlagestratege der Banque de Luxembourg
 

Weltweit mehren sich die Anzeichen für eine wirtschaftliche Abschwächung. Diese bleibt nicht auf die Fertigungsbranche begrenzt, sondern weitet sich, trotz der günstigen Effekte der Ölpreisschwäche auf die Kaufkraft, auch auf die Dienstleistungsbranche aus. „So verringerte sich nach ersten offiziellen Schätzungen das BIP-Wachstum in den USA im letzten Quartal 2015 auf 0,7 Prozent. Grund hierfür waren ein Rückgang der Unternehmensinvestitionen und ein geringer Anstieg der Konsumausgaben“, sagt Guy Wagner, Chefanlagestratege der Banque de Luxembourg und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments, und fährt fort: „Auch in anderen Regionen der Welt weisen die Konjunkturindikatoren generell leicht nach unten.“

Der Januar war für die Aktienmärkte ein besonders schwieriger Monat
Für die Aktienmärkte war der Januar ein besonders schwieriger Monat. Die anhaltend niedrigen Ölpreise und die sich mehrenden Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung verstärkten die Risikoaversion der Anleger. Im Berichtsmonat fielen der amerikanische S&P, der europäische Stoxx 600, der japanische Topix und der MSCI Emerging Markets. „Besonders betroffen von den Kursverlusten war die Finanzbranche, da erwartet wird, dass sich der Rohstoffpreisverfall und die Konjunkturabschwächung negativ auf die Rückzahlungsfähigkeit der Unternehmen auswirken werden“, präzisiert der luxemburgische Ökonom. „Die Aktienmärkte sind auch deshalb anfällig, weil die Zentralbanken aufgrund der bereits bei null liegenden Zinsen nur schwer auf eventuelle größere Konjunkturverlangsamungen reagieren können.“

Unveränderte Leitzzinsen in den USA und in Europa
Nachdem die US-Notenbank im Dezember ihren Leitzins um 25 Basispunkte erhöht hatte, ließ sie die Fed Funds Rate bei ihrer Januar-Sitzung unverändert. Guy Wagner: „Die zunehmende Volatilität an den Finanzmärkten und die sich mehrenden Anzeichen für eine weltweite Konjunkturabschwächung lassen eine weitere Zinserhöhung in den kommenden Monaten weniger wahrscheinlich werden.“ In Europa hat EZB-Präsident Mario Draghi vorgeschlagen, bei der kommenden Zentralbank-Sitzung im März weitere zinspolitische Lockerungsmaßnahmen zu ergreifen, um der niedrigen Inflation entgegenzuwirken.

Im Hinblick auf Qualitätsunternehmen keine Zugeständnisse machen
„In Europa bleiben die Wirtschaftszahlen günstig orientiert im Verhältnis zu den eher schwachen Erwartungen; dennoch bleibt der absolute Wachstumsrhythmus begrenzt.“ Ein aktives Management rechtfertigt sich umso mehr innerhalb der Anlageklassen, insbesondere bei Aktien. „Insofern das wirtschaftliche und finanzielle Umfeld fragil bleibt, ist es sicherlich wichtig, im Hinblick auf Qualitätsunternehmen, in die man investiert, keine Zugeständnisse zu machen“, fasst Guy Wagner zusammen.