Guy Wagner, Banque de Luxembourg: Anleger nutzen Kurskorrekturen weiterhin als Kaufgelegenheit

Nach einer kurzen Korrekturphase zwischen Ende Juli und Mitte August haben sich die Aktienmärkte der USA und Europas wieder erholt. Zum ersten Mal in seiner Geschichte knackte der US-amerikanische Leitindex S&P 500 die Marke von 2.000 Punkten. „Dabei bleiben die weltpolitischen Unsicherheiten das hauptsächliche Risiko für Aktien“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer der Banque de Luxembourg und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft BLI – Banque de Luxembourg Investments. „Eine weitere Eskalation des Konflikts zwischen dem Westen und Russland im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise könnte das Wirtschaftswachstum und die Finanzmärkte in den kommenden Monaten belasten.“

USA und Großbritannien mit höchsten BIP-Wachstumsraten, restliches Europa bleibt fragil
Unterdessen variiert das globale Wirtschaftswachstum aktuell kaum. Innerhalb der entwickelten Volkswirtschaften sind die USA und Großbritannien nach wie vor die Länder mit den höchsten BIP-Wachstumsraten. Im restlichen Europa bleibt der Wirtschaftsaufschwung fragil. „Dies lässt sich zurückführen auf die anhaltend schwache Kreditvergabe sowie die Auswirkungen der Ukraine-Krise auf das Geschäftsklima in Europa und speziell in Deutschland“, sagt der Luxemburger Ökonom. In Japan geht die Kaufkraft der Bevölkerung aufgrund des schwachen Lohnwachstums sowie der steigenden Inflation zurück, was das Potenzial eines Wirtschaftsaufschwungs zu beschränken droht. In China stabilisiert sich das konjunkturelle Wachstum dank des Konjunkturpakets der Regierung zwar, fällt jedoch im Vergleich zu den Vorjahren deutlich schwächer aus.

Quantitative Lockerung seitens der EZB wird immer wahrscheinlicher
Im August hielt die US-Notenbank keine Sitzung ab. Beim jährlichen Symposium der Zentralbanker bekräftigte Fed-Präsidentin Janet Yellen, dass eine deutliche Verbesserung des Arbeitsmarktes der wichtigste Faktor sei, der früher als vorgesehen zu einer Zinserhöhung führen könnte. Zugleich erwähnte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, dass ein Kaufprogramm für Wertpapiere in Vorbereitung sei. Guy Wagner: „Mit Blick auf die niedrige Inflation und die schwache Kreditvergabe in der Eurozone wird der Einsatz der quantitativen Lockerung seitens der EZB in naher Zukunft immer wahrscheinlicher.“

Anleihen: Langfristzinsen bleiben niedrig
In der Eurozone und in den USA gehen die bereits extrem niedrigen Anleiherenditen weiter zurück. Generell bleiben die Anleiherenditen der Industriestaaten wenig attraktiv. „Dennoch sprechen weder der schwache Teuerungsdruck noch die fehlenden Aussichten einer Leitzinserhöhung durch die wichtigsten Zentralbanken für einen baldigen Anstieg der langfristigen Zinsen“, so Guy Wagner abschließend.