GP-Migrationskonferenz 2019 – „Jobs oder Migration“ / 20 führende Köpfe aus Afrika und Europa entwickeln Ideen für faire Migration (FOTO)

GP-Migrationskonferenz 2019 – „Jobs oder Migration“ / 20 führende Köpfe aus Afrika und Europa entwickeln Ideen für faire Migration (FOTO)
 

„Wir brauchen einen –African Dream–. Mit Zäunen allein, mit stärkerem Schutz der
Außengrenzen können wir auf Dauer nichts ausrichten.“, sagt
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

In der europäischen Öffentlichkeit sind viele Fakten zu Migration nicht bekannt.
Die Vorurteile hindern Europa daran Chancen zu nutzen und gemeinsam mit dem
Nachbarkontinent Afrika Lösungen zu gestalten. Das ist ein zentrales Ergebnis
der GP-Migrationskonferenz „Jobs oder Migration“, an der namhafte afrikanische
ExpertInnen teilnahmen, darunter der Unternehmer und Philanthrop Mo Ibrahim, die
Repräsentantin der UN-Migrationsorganisation bei der Afrikanischen Union,
Maureen Achieng und die ehem. nigerianische Ministerin Oby Ezekwesili. Armin
Laschet, nordrhein-westfälischer Ministerpräsident, eröffnete die Konferenz. Der
Parlamentarische Staatssekretär Norbert Barthle erläuterte die Sicht des
Bundesentwicklungsministeriums. Unterstützt wurde die Migrationskonferenz von
der Robert Bosch Stiftung, der Stiftung Mercator und der Aurora Humanitarian
Initiative. Inhaltlicher Partner war die Mo Ibrahim Stiftung, deren aktueller
Ibrahim Forum Report 2019 „Africa–s Youth – Jobs or Migration“ eine wichtige
Grundlage der Konferenz bildete.

Migration trägt zum Wohlstand aller bei

Migration wird in Europa vornehmlich als Krise und Afrika als
Katastrophenkontinent wahrgenommen, von dem ein Großteil der Migration nach
Europa ausgeht. Mo Ibrahim widersprach dem und verwies auf wissenschaftliche
Ergebnisse: Afrikanische MigrantInnen machen nur 14 % der globalen Migration
aus, während 41 % aus Asien und 24 % aus Europa stammen. Über 70 % der
MigrantInnen aus den Subsahara-Staaten bleiben auf dem Kontinent, nur eine
Minderheit macht sich auf den Weg nach Europa. Mo Ibrahim resümierte: „Migration
tut uns gut. Sie zieht sich seit Jahrtausenden durch die Menschheitsgeschichte.
Junge und gut ausgebildete Menschen aus Afrika machen sich auf den Weg, um ein
erfolgreiches Leben aufzubauen. Sie tragen zum Wohlstand der Länder bei, in
denen sie aufgenommen werden.“

Afrika braucht wirtschaftliche Perspektiven und einen stabilen Arbeitsmarkt

Die Gründe für Migration in Afrika sind offensichtlich. Oby Ezekwesili betonte,
dass allein in Subsahara-Afrika 18 Millionen neue Arbeitsplätze pro Jahr
entstehen müssten, um der wachsenden Zahl junger Menschen eine Perspektive auf
dem Arbeitsmarkt zu bieten. Derzeit wächst der Markt jedoch nur um 3 Millionen
Jobs jährlich. Ministerpräsident Laschet sah hier eine Verantwortung Europas:
„Wir müssen afrikanische Länder stärker dabei unterstützen, bessere
Zukunftsperspektiven für die Jugend zu schaffen, damit auch die Besten in ihrer
Heimat eine ernsthafte Alternative zur Auswanderung finden.“ Hier ist auch die
Wirtschaft ein wichtiger Partner. Obwohl das Interesse deutscher Unternehmen an
Afrika gestiegen ist, bleiben deutsche Direktinvestitionen in Afrika laut der
GPI-Studie „Investitionen der deutschen Wirtschaft in Afrika“ bislang hinter
ihren Möglichkeiten. Einen wichtigen Lösungsansatz sehen die politischen
Vertreter in der G20 Initiative „Compact with Africa“, die individuell
zugeschnittene Investitionspartnerschaften mit interessierten afrikanischen
Ländern unterstützt.

Demografische Entwicklung in Afrika: Vorteil oder Hindernis?

Afrika ist der weltweit jüngste Kontinent – das Durchschnittsalter beträgt
aktuell 18 Jahre. Das Bevölkerungswachstum hätte das Potenzial, die
wirtschaftliche Entwicklung zu beflügeln. Bis 2030 könnte Afrika mit einem
jährlichen BIP-Wachstum von bis zu einem halben Prozentpunkt rechnen, wenn
genügend Arbeitsplätze geschaffen würden. Gleichzeitig spielt Familienpolitik
eine entscheidende Rolle. Nur wenn für zukünftige Generationen die Geburtenrate
deutlich sinken würde, könnte Afrika den demografischen Vorteil der vielen
jungen Menschen und ihrer Produktivität nutzen. Aktivistin Rosebell Kagumire aus
Uganda forderte, dass „Frauen selbstbestimmt leben können. Das beinhaltet vor
allem, frei entscheiden zu können, wie viele Kinder sie bekommen“. Die
ExpertInnen betonten, dass die Stärkung der Frauen in der Familienpolitik ebenso
wie in der wirtschaftlichen Entwicklung zentral ist.

Afrika und Europa müssen Brücken der Zusammenarbeit bauen

Europa und Afrika liegen als Nachbarkontinente näher aneinander als Berlin und
Potsdam. Das interpretierte Philipp Ackermann, Leiter der Politischen Abteilung
3 im Auswärtigen Amt, als Aufforderung zur Zusammenarbeit und gemeinsamen
Lösungssuche. Migration gestalten bedeutet vor allem auf Augenhöhe über
strategische Lösungen sprechen. Beim kürzlich verabschiedeten
Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Deutschland erkannten die ExpertInnen noch
viele Hürden, die die Einwanderung erschweren. Die afrikanischen VertreterInnen
warnten vor der Verstrickung in Einzelprojekte und forderten einen
ganzheitlichen Ansatz. Ministerpräsident Laschet bekräftigte: „Deutschland und
Europa tun gut daran, sich langfristig mit der afrikanischen Perspektive auf
Migration, Wirtschaft und Entwicklung auseinanderzusetzen. Genau dafür brauchen
wir auch Foren wie diese, um über unsere Grenzen hinauszublicken und sich mit
dem Zukunftsthema der Migration intensiver auseinanderzusetzen.“

Wichtige Links zur GP-Migrationskonferenz

Website inkl. Fotos, Programm:
https://globalperspectives.org/events/jobs-or-migration/
Factsheet zur Migrationskonferenz:
https://globalperspectives.org/?dowload_media_id=6849
Mo Ibrahim Foundation Report 2019:
http://ots.de/4iqJgu

Ãœber die Global Perspectives Initiative (GPI)

Die Global Perspectives Initiative ist eine gemeinnützige Organisation, die 2016
in Berlin gegründet wurde. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den Diskurs
über eine nachhaltige, ausgewogene und gerechte globale Entwicklung zu fördern
und damit auch den Beitrag Deutschlands zur Erfüllung der 2015 von den Vereinten
Nationen verabschiedeten Ziele nachhaltiger Entwicklung zu unterstützen. Dafür
führt sie in unterschiedlichen Diskussionsformaten regelmäßig Meinungsführer aus
Politik, Wirtschaft, Medien und Zivilgesellschaft zusammen, um zentrale Themen
der globalen Entwicklung zu erörtern und zum Handeln zu motivieren.

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