FT: Kommentar zu Guttenberg

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
weiß, wie man Volkes Emotionen bedient. Regelmäßige Truppenbesuche in
Afghanistan hat er ebenso im Repertoire wie Auftritte auf dem roten
Teppich – möglichst an der Seite seiner fotogenen Frau. Gerade dieser
– vom Boulevard befeuerte – Glamour-Faktor des fränkischen Freiherrn
ist es, der ihn zu Deutschlands beliebtestem Politiker gemacht hat.
Doch jetzt hat „KT“ den Bogen der Inszenierung überspannt. Seine
vorweihnachtliche Afghanistan-Reise zu einem Familienausflug zu
machen, ist purer Populismus. Dabei hat Gattin Stephanie im
Kampfgebiet von Kundus nun wirklich nichts verloren, auch wenn sie
ihren Flug selbst bezahlt. Schon allein der Sicherheit wegen, für die
die Soldaten Sorge tragen müssen. Dennoch scheuen sich die
Guttenbergs nicht, die Kulisse des Krieges zur Selbstdarstellung zu
missbrauchen. Dass dann auch noch Johannes B. Kerner samt TV-Tross
mit an den Hindukusch durfte, ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit.
Natürlich müssen Journalisten aus Afghanistan berichten – und das
möglichst kritisch. Aber taugt ausgerechnet die Talkrunde des
Quotenjägers und Alles-und-jeden-Verstehers Kerner dazu, die
Ernsthaftigkeit des Einsatzes zu vermitteln? Wohl kaum. Und dass
sich Minister Guttenberg höchstselbst in die Show des „embadded
Entertainers“ begeben hat, lässt am Instinkt des Politstars zweifeln.

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Flensburger Tageblatt
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