von Till H. Lorenz
Das Urteil ist gesprochen. Im Streit zwischen YouTube und der Gema
sind Hamburger Richter zu dem Ergebnis gekommen, dass Googles
Videoplattform keine Musikvideos bereitstellen darf, wenn damit gegen
Urheberrechte verstoßen wird. Was in der Kurzform wie ein Sieg der
aufrichtigen Künstler und Kreativen über parasitäre Online-Netzwerke
und milliardenschwere US-Konzerne klingt, kennt in Wahrheit nur
Verlierer.
Zunächst ist da natürlich Google zu nennen. Der Konzern muss
zusätzliche Filter in sein deutsche YouTube-Version einbauen. Die
kosten nicht nur Geld, sondern haben es auch ansonsten in sich. Denn
die Wortfilter, die das Hamburger Gericht angemahnt hat, sperren im
Zweifelsfall auch vollkommen unbedenkliche Inhalte – einfach nur,
weil ein bestimmter Begriff im Titel auftaucht. Das kommt einem mehr
als zweifelhaften urheberrechtlichen Präventivschlag gleich, mit dem
es bei YouTube in Deutschland schon bald sehr einsam werden könnte.
Die Gema hat ebenfalls nur bedingt Grund zur Freude. Denn das
Gericht hat auch klar gemacht: YouTube ist nicht Täter, sondern nur
ein sogenannter Störer. Das Portal ist nicht verantwortlich für
illegale Kopien, es muss nur angemessen auf diese reagieren. Für die
Gema hat das Folgen. Die Gebühren, die die Verwertungsgesellschaften
verlangen darf, fallen damit niedriger aus als bei anderen
vergleichbaren Online-Diensten.
Am wenigsten Grund zur Freude haben die Künstler und Kreativen.
Denn der Streit zwischen YouTube und Gema ist in erster Linie ein
Streit zwischen Verwertern – in der einen und der anderen Art.
Unter Google haben Künstler zu leiden, weil der Konzern das
Urheberrecht mit Füßen tritt. Und unter der Gema mit ihrer
intransparenten Vergütungsstruktur leiden sie auch, weil ihr
kreativer Umgang mit den eigenen Werken eingeschränkt wird. Eine
Neuausrichtung des Urheberrechts und eine Reform der Gema schiebt
die Politik aber allen Gerichtsverfahren zum Trotz weiter vor sich
her. Dabei wäre beides dringend geboten, wenn Kunst und Kultur in
Zeiten des Internets nicht nur verwertet, sondern auch entstehen
sollen.
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