FT: Flensburger Tageblatt

Für den Mann im Weißen Haus kommt das immer
lautere Säbelrasseln zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Im Wahljahr
kann er sich keinen weiteren Waffengang leisten. Die Staatskasse ist
leer, das amerikanische Volk kriegsmüde. Auf der anderen Seite weiß
er um die Macht der pro-israelischen Lobby und das große Potenzial an
jüdischen Wählern in den USA. Schon allein deshalb muss Obama
Israel seine Solidarität versichern, selbst wenn es um sein
persönliches Verhältnis zu Netanjahu nicht gerade zum Besten steht.
Der US-Präsident spielt auf Zeit. Für ihn hat Teheran die rote Linie
noch nicht überschritten. Nicht von ungefähr hat der Geheimdienst CIA
erst vor kurzem erklärt, der Iran sei noch weit von einer
Nuklearbombe entfernt – und sich damit sogar gegen die Erkenntnisse
der internationalen Atominspektoren gestellt. Obama setzt auf die
Diplomatie und die Wirkung von Sanktionen. Natürlich kann Israel
keinen nuklear bewaffneten Iran tolerieren. Schließlich droht das
Mullah-Regime seit Jahren damit, den jüdischen Staat von der
Landkarte zu tilgen. Und doch täte Netanjahu gut daran, dem Kurs des
Friedensnobelpreisträgers Obama zu folgen. Wenn nicht der gesamte
Nahe Osten im Chaos versinken soll, darf ein Militärschlag nur die
ultima ratio sein.

Pressekontakt:
Flensburger Tageblatt
Stephan Richter
Telefon: 0461 808-0
redaktion@shz.de

Weitere Informationen unter:
http://