Politisch korrekt ist nichts gegen die von der
Linkspartei nominierte Bundespräsidentschafts-Kandidatin Beate
Klarsfeld zu sagen. Die 73-Jährige hat sich kompromisslos für die
Verfolgung und Auslieferung von Nazi-Verbrechern eingesetzt und sich
uneingeschränkt mit Israel solidarisiert. Politisch inkorrekt lässt
sich indes fragen, wo die in Paris lebende Deutsch-Französin in den
vergangenen Jahrzehnten innerhalb der deutschen Gesellschaft Brücken
gebaut, wo sie sich nicht gegen, sondern für etwas engagiert hat.
Trotzdem: Nicht die moralische Integrität der Nazi-Aufklärerin gilt
es anzuzweifeln. Wohl aber ist die Nominierung Beate Klarsfelds durch
die Linke suspekt. Ausgerechnet die SED-Nachfolgepartei empörte sich
am lautesten, als Verfehlungen des zurückgetretenen Bundespräsidenten
Christian Wulff bekannt wurden. Dabei bestand die ganze alte
Funktionärsriege der DDR aus Korruption und Cliquen-Wirtschaft, ohne
dass es von den Gewendeten damals einen Aufschrei gegeben hätte.
Hätte die Linke 2010 in der Bundesversammlung mit SPD und Grünen
gestimmt, wäre im Übrigen nicht Wulff Bundespräsident geworden,
sondern Joachim Gauck. Jetzt ein neuer Akt der Heuchelei. Weil sich
Gauck einst als Chef der Stasi-Unterlagenbehörde keine Freunde unter
der alten DDR-Nomenklatura gemacht hat, hasst ihn die Linkspartei.
Doch statt es ehrlich zu sagen, heuchelt sie demokratisches
Verständnis.
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