Frühen Fremdsprachenunterricht bundesweit auf den Prüfstand stellen! Meidinger begrüßt Eisenmann-Vorstoß in Baden-Württemberg

Als absolut sinnvoll, notwendig, ja als im Grunde
genommen überfällig hat der Bundesvorsitzende des Deutschen
Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, die Ankündigung der
baden-württembergischen Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann
bezeichnet, die Sinnhaftigkeit und Effizienz des frühen Englisch- und
Französischunterrichts an der Grundschule zu untersuchen und zu
evaluieren.

Nicht nur die Erfahrungen der Englischlehrkräfte an
weiterführenden Schulen, sondern auch bereits vorliegende Studien von
Sprachdidaktikern aus Eichstätt, Leipzig und Gießen wiesen darauf
hin, dass es in der Praxis bislang kaum einen Unterschied ausmache,
ob die Schülerinnen und Schüler mit dem Englischunterricht in Klasse
1 angefangen hätten oder in Klasse 3, sagte Meidinger.

Der Verbandschef betonte: „Seit Jahren fordern wir, dass genauso
wie in Mathematik und Deutsch verbindliche Bildungsstandards auch für
das Fach Englisch in der Primarstufe eingeführt werden. Bislang
wurden diese Vorstöße jedoch in der Kultusministerkonferenz nicht
aufgegriffen, obwohl die Kenntnisse der auf weiterführende Schulen
übertretenden Kinder so weit auseinanderklaffen, dass dort nicht
selten bei Null begonnen werden muss. Wir erwarten, dass Frau
Eisenmann als neue KMK-Präsidentin dieses Thema auch bundesweit
aufgreifen wird!“

Meidinger erinnerte daran, dass die Vorstellung naiv und
wissenschaftlich in keiner Weise belegt sei, dass allein der frühe
Beginn des Fremdsprachenunterrichts automatisch zu besseren
Fremdsprachenkenntnissen bei Jugendlichen führe. Die Effektivität des
Englischunterrichts an der Grundschule hänge ganz entscheidend davon
ab, wie gut qualifiziert die Lehrkräfte seien, wie klar und
verbindlich einheitliche Bildungsziele definiert würden, wie viele
Stunden dafür zur Verfügung stünden und wie gut Methodik und Didaktik
des frühen Fremdsprachenunterrichts auf den Unterricht an
weiterführenden Schulen abgestimmt seien.

Der Verbandschef dazu: „An allen diesen Voraussetzungen hapert es
zum Teil gewaltig!“ Er plädiere zwar nicht für eine Abschaffung des
Fremdsprachenunterrichts an den Grundschulen, so Meidinger, aber für
eine ehrliche Bestandsaufnahme und dafür, dass dann auch die
notwendigen Konsequenzen gezogen werden. Seiner Meinung nach müsse
das heißen:

1. Intensivierung des muttersprachlichen Unterrichts in den Klassen 1
und 2 der Grundschule und Beginn des Fremdsprachenunterrichts
frühestens in der 3. Jahrgangsstufe.
2. Erarbeitung klarer und verbindlicher Bildungsstandards für den
Fremdsprachenunterricht an der Grundschule.
3. Weitere Qualitätssteigerung in der fremdsprachlichen Ausbildung
bei Grundschullehrkräften, die Fremdsprachen unterrichten.
4. Priorität an den Grundschulen muss der ausreichenden Beherrschung
der deutschen Sprache und Wort und Schrift eingeräumt werden.

Der Vorsitzende des Philologenverbandes erinnerte daran, dass die
teilweise überstürzte und konzeptionslose Einführung des frühen
Fremdsprachenunterrichts vor 15 Jahren ähnlich wie bei der
gleichzeitig verordneten Schulzeitverkürzung eine Folge der damals
bei Bildungspolitikern und Parteien weit verbreiteten Vorstellung
gewesen sei, ohne diese Reformen würden deutsche Schulabsolventen auf
dem globalisierten Arbeitsmarkt chancenlos abgehängt. „Heute wissen
wir, dass Schnellschüsse in der Bildungspolitik selten das Ziel
treffen, oft zu Kollateralschäden führen und dann später mühsam
korrigiert werden müssen“, betonte Meidinger.

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