Prüfen, herunterspielen, abwiegeln- die
Reaktion des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin auf den
Daten-Coup von Wikileaks ist verständlich, doch durchschaubar.
Natürlich mag keine Armee der Welt zugeben, an einer empfindlichen
Stelle getroffen worden zu sein. Die einzelnen kurzen
Lage-Nachrichten haben es in der Gesamtschau durchaus in sich. Die
vielen, im knappen Nachrichtenstil verfassten Meldungen geben ein
ungeschminktes Bild des Krieges wieder.
Gewinnen wird auch Wikileaks selbst. Der „Geheimdienst des Volkes“
hat bereits mehrfach mit zugespielten Original-Dokumenten auf sich
aufmerksam gemacht. In Deutschland etwa mit der Veröffentlichung der
Toll-Collect-Verträge zur Lkw-Maut oder dem Bericht der Bundeswehr
über das Bombardements der zwei Tanklaster in Afghanistan im
vergangenen Jahr. Trotzdem war die Internetseite noch bis vor kurzem
nicht zu erreichen – angeblich mussten erst ausreichend Spenden für
den Weiterbetrieb der Server gesammelt werden. Das sollte nun kein
Problem mehr sein.
Zwei erstaunliche Reaktionen aus der Bundesregierung hat es
gestern aber doch gegeben: Außenminister Guido Westerwelle sieht sich
– natürlich – bestätigt, da er nie die Lage beschönigt habe. Etwas
mehr Gefühl für das, was die Leute hören wollen, bewies
Verteidigungsminister zu Guttenberg. Er bekannte, dass die Realitäten
in Afghanistan in der Vergangenheit weichgezeichnet wurden. Aha. Und
die Zukunft wird transparenter?
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