Der Berg kreißte… und gebar eine Maus.
Anders ist die Sondersitzung im Bundesverkehrsausschuss nicht zu
werten. Einziges Resultat des Krisen-Treffens, das im allgemeinen
Bahn-Wahn mit Spannung erwartet worden war: Die Deutsche Bahn hat
sich nun bereit erklärt, auch besonders betroffenen Hitze-Opfern
Schmerzensgeld zu zahlen, die kein ärztliches Attest vorweisen
können.
Das bestätigt zum einen, dass die metaphysische Kraft, die einige
Zeitgenossen runden Tischen zuschreiben, nicht existiert. Und zum
anderen, dass die Bahn nach der langen Pleiten-Pech- und Pannenserie
der vergangenen Jahre immer noch nicht gelernt hat, mit Krisen
angemessen umzugehen. Erst auf Druck von Verbraucherschützern – und
nur einen Tag vor dem gestrigen Krisen-Treffen – hatte sich der
Bahn-Vorstand überhaupt zu Schmerzensgeld-Zahlungen durchgerungen.
Nun bedurfte es des Drucks der Politik, damit der Konzern vom
ärztlichen Attest absieht.
Vernünftiges Krisen-Management sieht anders aus. Und ein solches
hat man bei der Bahn auch im Rahmen der öffentlichen
ICE-Hitze-Schlacht noch nicht gesehen. Stattdessen verfolgt der
Staatskonzern wie eh und je seine unsägliche Verzögerungs- und
Verschleierungstaktik: Er verharmlost das Problem, tut es als
Einzelfall ab. Wenn das nicht mehr klappt, verteilt er Schuld und
Verantwortung auf andere. Missstände gibt er dabei nur zu, wenn diese
bereits aufgedeckt worden sind.
Dass da die Wut weiter hochkocht, obwohl die Temperaturen längst
gefallen sind, verwundert nicht. Da hilft es auch nichts, wenn der
stets als freundlicher Diplomat auftretende Bahn-Chef sich wiederholt
bei den Opfern entschuldigt. Das kühlt die Gemüter nicht, sondern
wirkt auf Dauer unglaubwürdig.
Die Bahn muss endlich eine neue Kommunikationspolitik etablieren.
Eine die der Tatsache Rechnung trägt, dass der Staatskonzern in
weiten Teilen seiner Geschäftsaktivitäten immer noch ein
Quasi-Monopolist ist, der zudem weiterhin auch von Steuergeldern lebt
und entsprechend im Fokus des öffentlichen Interesses steht.
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