Frankfurter Neue Presse: Bessere Schulen für bessere Azubis. Leitartikel von Christiane Warnecke über die Lehrstellen-Siutaion.

In Zeiten des Fachkräftemangels werden
sich die Betriebe aber mit dem Gedanken anfreunden müssen, etwas
weniger wählerisch zu sein, wenn sie ihre Stellen besetzen wollen.
Die Bereitschaft der Unternehmen wird wachsen, auch Menschen eine
Chance zu geben, die in der Schule den Sinn des Lernens nicht
entdeckt haben, die aber mit einer beruflichen Perspektive im Kopf
als Azubi noch mal bereit sind, sich auch auf der Schulbank
anzustrengen und ihre Fertigkeiten in Deutsch und Mathe zu
verbessern. Erste Modellprojekte für schwer vermittelbare Jugendliche
deuten ja zumindest auf einen Erfolg hin.

Vor allem aber ist das Schulsystem gefragt, Kinder und
Jugendliche, die von zu Hause wenig Unterstützung erfahren, so stark
zu fördern, dass sie einen brauchbaren Schulabschluss erreichen. Es
ist doch ein Skandal, dass gerade im Land der Dichter und Denker der
Schulerfolg stärker von der sozialen Herkunft abhängt als in jedem
anderen europäischen Land.

Dieser Missstand bringt nicht nur erhebliche soziale Probleme mit
sich. Er ist im Zeichen des demografischen Wandels einfach nicht
länger hinnehmbar. Wir brauchen mehr Ingenieure und Ärzte und wir
brauchen gute Maurer, Fliesenleger, Bäcker und Metzger – und
Altenpfleger. Und das bei sinkenden Schulabgängerzahlen. Deshalb ist
es höchste Zeit, dass die Bildung aller Schichten in Deutschland
endlich die Priorität bekommt, die sie verdient, um unsere
wirtschaftliche Zukunft zu sichern.

Und dann wäre da noch die Familienpolitik, die helfen könnte, die
Geburtenrate wieder anzuheben. Doch hier wird plötzlich wieder über
Sparpotenziale nachgedacht – unglaublich kurzsichtig.

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