Seit Veröffentlichung der Studie der Verbraucherzentralen zu Beschwerden bei Inkassounternehmen schlagen die Wellen in der Presse hoch. Die Verbraucherschützer fordern die benannten Probleme zu beseitigen und den Verbraucher wirksam zu schützen. Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) kontert mit der Forderung nach einer strengen gesetzlichen Aufsicht und die Politik denkt laut über härtere Gesetze nach.
Das Zertifizierungskonzept „Faires Inkasso“ geht bereits einen Schritt weiter in Richtung Verbraucherschutz und ermöglicht Inkassoanbietern gegenüber Gläubigern und Schuldnern eine faire Arbeitsweise zu dokumentieren. Die Qualitätsmerkmale betreffen die Forderungen und Mandantenauswahl, Information und Kommunikation, Transparenz bei der Inkassoabrechnung und Höhe der Kosten sowie das Beschwerdemanagement. Die Kriterien erfüllen schon heute die wichtigsten Forderungen der Verbraucherschützer und können auf der Seite www.faires-inkasso.de in einer Kurzfassung oder auch in Form der Selbstverpflichtung als Ganzes eingesehen werden.
Zusätzlich gewährleistet die Einbindung der Öffentlichkeit eine effektive Kontrolle bei der Einhaltung der Kriterien. Mit der Hinweisstelle im Internet ist hier eine schnelle Reaktion bei festgestellten Verstößen möglich.
Unseriöse Mandanten
Unberechtigte Inkassoforderungen im Zusammenhang mit untergeschobenen Verträgen durch Abofallen im Internet, unerlaubte Telefonwerbung oder Gewinnspielwerbung, sind für Verbraucher – aber auch für faire Inkassoanbieter – sicherlich das größte Problem. Daher verpflichten sich zertifizierte Anbieter Mandanten und Forderungen sorgfältig zu überprüfen. Sollte der Fall eintreten, dass sich ein Mandant während der Auftragsausführung als unseriös herausstellt, wird die Beitreibung der Forderungen selbstverständlich sofort eingestellt und die betroffenen Schuldner werden informiert.
Unberechtigte Einzelforderungen
Fehlerhafte und daher unberechtigte Forderungen können auch bei seriösen Unternehmen entstehen. Ist die Fehlerquote bei einem Gläubiger besonders hoch, wird ein fairer Inkassoanbieter Maßnahmen ergreifen, die je nach Einzelfall von einer erneuten Überprüfung des Gläubigers bis zur sofortigen Kündigung des Vertrages reichen können.
Weiterverfolgung trotz Widerspruch
Forderungen, denen ein Schuldner deutlich widersprochen hat, dürfen nur weiterverfolgt werden, wenn
– zusätzliche Nachweise zur Berechtigung vorliegen und
– der Schuldner sachlich darüber informiert wird.
Information und Kommunikation
Faires Inkasso definiert ganz klar, welche Informationen ein Inkassoanschreiben enthalten muss. Dazu gehören verständliche Informationen zur Forderung, dem Gläubiger und dem dahinter stehenden Geschäft sowie zur Erreichbarkeit des Inkassoanbieters per E-Mail oder telefonisch zum Ortstarif. Zusätzlich wird auch die kompetente und zeitnahe Bearbeitung von Nachfragen oder Einwänden erwartet.
Inkassokosten
Einem Gläubiger steht es frei, seine Forderung durch ein Inkassobüro oder einen Anwalt beitreiben zu lassen. Die Schadensminderungspflicht verlangt den für den Schuldner günstigsten Weg bei der Beitreibung einzuschlagen. Aus der Sicht von „Faires Inkasso“ bedeutet diese gesetzliche Regelung: Die zulässigen Inkassogebühren richten sich nach den jeweiligen Anwaltsgebühren.
Faires Inkasso setzt weiterhin voraus, dass die Abrechnungen des Inkassoanbieters erklärbar und für den Schuldner auch verständlich sind, wie etwa
– Zinsberechungen sind überprüfbar
– keine unverständlichen Nebenkosten
z.B. Kontoführungsgebühren oder Adressermittlungskosten bei Schuldnern die seit 20 Jahren nicht umgezogen sind, erhoben werden.
Nachweis fairer Arbeitsweise
Viele Anbieter erfüllen bereits heute die Kriterien der vzbv und verzichten auf die Einziehung fragwürdiger Forderungen sowie auf die Berechnung von Fantasiegebühren – in der aktuellen Diskussion fehlt ihnen nur die Möglichkeiten dieses Vorgehen auch nachzuweisen.
Mit der Zertifizierung „Faires Inkasso“ können Inkassoanbieter ihre saubere Arbeitsweise für die Öffentlichkeit nachvollziehbar kontrollieren lassen. Ein potenzieller Auftraggeber kann sich daher auf das Siegel „Faire Inkasso“ verlassen, ohne den Anbieter bei Unternehmensbewertungen im Einzelnen prüfen zu müssen.
Über das Zertifikat „Faires Inkasso“
Viele Inkassodienstleister verstehen sich als Partner der Schuldner und nicht als deren Gegner. Sie versuchen in oftmals zeitaufwendigen Prozessen, eine Lösung mit dem Schuldner zu finden und müssen dabei manchmal sogar ein fehlendes Qualitätsmanagement beim Gläubiger ersetzen. Um diesen Unternehmen zukünftig die Möglichkeit zu geben, ihre faire und saubere Arbeitsweise auch nach außen zu dokumentieren, wurde die Zertifizierung „Faires Inkasso“ geschaffen.
Das Konzept der Zertifizierung „Faires Inkasso“ kombiniert Elemente klassischer Zertifizierungsprogramme mit den Vorteilen webbasierter Bewertungssysteme. Die Basis der Zertifizierung bildet dabei eine Selbstverpflichtung mit klaren Kriterien, deren Einhaltung von der Zertifizierungsstelle vor Ort geprüft wird. Zusätzlich gewährleistet die Einbindung der Öffentlichkeit eine effektive Kontrolle bei der Einhaltung der Kriterien.
Falls doch einmal etwas schief laufen sollte, können sich Schuldner bei der Zertifizierungsstelle melden. Die Hinweise werden geprüft und mit dem zertifizierten Anbieter besprochen. Das Ergebnis der Prüfung, ein Bericht über die Gespräche mit dem Anbieter und die Maßnahmen werden auf der Webseite von „Faires Inkasso“ veröffentlicht.
Mehr Informationen zu dem Zertifizierungskonzept und dem Siegel „Faires Inkasso“ sind unter dem nachfolgenden Link zu finden.
Weitere Informationen unter:
http://www.faires-inkasso.de