LBBW-Fachmann Gernot Griebling: „Die Spekulation
mit griechischen Staatsanleihen ist zu großen Teilen ein Glücksspiel“
/ Verlust könnte bis zu 75 Prozent auf den Nennwert der Bonds
betragen / Bei Ausstieg Griechenlands aus dem Euro-Raum noch höhere
Einbußen möglich
Experten warnen Privatanleger davor, in der Hoffnung auf hohe
Zugewinne jetzt in griechische Staatsanleihen einzusteigen. Gernot
Griebling, Leiter Anleiheanalyse bei der Landesbank Baden-Württemberg
(LBBW), sagte dem Anlegermagazin –Börse Online– (Ausgabe 02/2012, EVT
5. Januar): „Die Spekulation mit griechischen Staatsanleihen ist zu
großen Teilen ein Glücksspiel. Nur hochspekulative Investoren können
sich da herantrauen.“ Auch Großinvestoren wie Frank Hagenstein vom
Sparkassen-Fondsanbieter Deka trauen Hellas-Bonds längst nicht mehr
über den Weg. „Das Thema ist aus meiner Sicht passé“, sagte er
gegenüber –Börse Online–.
Viele Privatanleger hoffen derzeit auf das Gegenteil. Daten der
Börse Stuttgart legen nahe, dass vor allem sie derzeit mit
griechischen Staatsanleihen spekulieren. Bundesanleihen ausgenommen,
entfällt aktuell ein Großteil der Umsätze mit Euro-Staatsanleihen auf
die griechische Anleihe mit Fälligkeit am 20. März dieses Jahres. Das
Kalkül der Investoren: Einigen sich der Weltbankenverband IIF und die
griechische Regierung auf eine Umschuldung, würde dies
voraussichtlich nur für die Geldhäuser hohe Verluste auf den Nennwert
der Anleihen bedeuten. Kleininvestoren da¬gegen könnten von dem
Schnitt unberührt bleiben und auf die volle Rückzahlung der Anleihe
hoffen.
Geht die Rechnung auf, winken Anlegern starke Zugewinne. Wer sich
zum aktuellen Kurs die Märzanleihe ins Depot legt, könnte dann einen
Kursgewinn von mehr als 100 Prozent verbuchen. Das Risiko aber ist
hoch. Scheitert der Schuldendeal, wäre völlig unsicher, wie viel
Prozent ihres Einsatzes Anleger zurückerhielten. Dann nämlich wären
voraussichtlich alle Anleger vom Ausfall betroffen, auch
Privatinvestoren. Wie hoch der Verlust sein könnte, lässt sich nur
aus den Rückzahlungswerten früherer Pleiten ableiten. Beim
Staatsbankrott Russlands 1998 mussten Investoren auf mehr als 60
Prozent ihrer Forderungen verzichten. Bondexperte Griebling geht im
Falle Griechenlands von einem noch stärkeren Abschlag auf den
Nennwert der Anleihen aus. „Der Verlust könnte bis zu 75 Prozent
betragen. Mit noch höheren Einbußen ist zu rechnen, falls
Griechenland aus der Währungsunion ausscheiden sollte.“ Selbst
Anleger, die zu aktuellen niedrigen Kursen in hellenische Bonds
eingestiegen sind, würden dann einen Großteil ihres Einsatzes
verlieren.
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