
Ehemalige Mitarbeiter des thailändischen Schmuckherstellers PWK
haben die wegen Zahlungsunfähigkeit geschlossenen Fabrikgebäude in
der Provinz Chanthaburi in Begleitung von Polizei betreten. Auf der
Basis eines Urteils eines thailändischen Arbeitsgerichtes vom
12.6.2019 haben sie Unternehmenseigentum identifiziert und für sich
gesichert. PWK ist ein Tochterunternehmen des in die
Negativ-Schlagzeilen geratenen Schmuckhandelsunternehmen elumeo SE.
Die wütenden Arbeiter, die um ihre gesetzlich vorgeschriebene
Abfindung gebracht wurden, hatten sich vom Gericht einen
Vollstreckungsbescheid besorgt. Damit erhielten sie das Recht das
Firmengrundstück zu betreten und als Ausgleich für nicht gezahlten
Abfindungen und Gehälter Firmeneigentum zu „konfiszieren und zu
beschlagnahmen.“ Tage zuvor hatte ein Teil der einst über 600
geprellten thailändischen Mitarbeiter vor der deutschen Botschaft in
Bangkok und vor dem PWK-Unternehmensgebäude in der Provinz
Chanthaburri gegen das Management von elumeo SE und deren
Unterstützer protestiert. Auch trauerten sie bei den Protesten um
eine ehemalige Mitarbeiterin, die entlassen und nicht bezahlt wurde.
Die 39-jährigen Pranee Ngampanya, Mutter eines kleinen Kindes starb
am 15. August 2019, weil sie ihre medizinische Versorgung nicht
bezahlen und von der Sozialversicherung profitieren konnte.
Für das elumeo-Management unter dem Verwaltungsratsvorsitzenden
Wolfgang Boyé ist das eine weitere Hiobsbotschaft. Wie bereits
mehrfach in den Medien berichtet, hatte des Schmuckhandelsunternehmen
elumoe SE, das Juwelen und Schmuck über den TV- und Internetkanal
„Juwelo“ vertreibt, eine Schmuckfabrik in Thailand aufgebaut. Die
Kapazitäten der Fabrik waren ursprünglich auf 2 Mio Schmuckstücke pro
Jahr ausgelegt. Allerdings blieb der Vertrieb des Schmucks über TV
und Internet weit hinter den Erwartungen zurück. Das Management unter
dem ehemaligen Scholz & Friends-Werber Wolfgang Boyé steuerte das
Unternehmen „elumeo SE“ mit seiner Vertriebstochter „Juwelo GmbH“ in
eine wirtschaftliche Krisensituation. Unter Boyé brachen die Umsätze
ein, die Aktie fiel in den Penny-Stock Bereich. Doch anstatt Arbeiter
in Thailand ordentlich zu kündigen und ihnen die gesetzliche
Abfindung zu bezahlen, versuchte Boyé die Verantwortung auf die
thailändischen Geschäftsführer der PWK zu schieben, verbunden mit der
Aufforderung, sie sollten die Geschäftsschulden mit Firmeneigentum
begleichen.
Trotz der mangelnden Resonanz im Markt bestellte die Truppe um
Wolfgang Boyé weiterhin Schmuck bei PWK in Thailand. Insgesamt wurde
Ware im Wert von über 30 Millionen EUR von Thailand nach Deutschland
verschifft. Doch bezahlt wurde nur tatsächlich nur ein geringer
Bruchteil der Ware. Die Folge: Der Schmuckhersteller PWK konnte die
Gehälter und die Gläubiger nicht mehr bezahlen und wurde
zahlungsunfähig.
Doch mit der Aufforderung der Führung der elumeo SE, die
Gläubiger, Gehälter und Stromrechnungen durch Verkauf oder
Verrechnung des Gesellschaftsvermögens zu bezahlen, erhielt die PWK
Geschäftsführung eine E-Mail von Silverline (der Gesellschaft, mit
der elumeo die Anteile an PWK hält). Darin wurde der Geschäftsführung
der PWK wiederum strengstens „jeder Verkauf, jede Ãœbertragung oder
sonstigen Verfügung über Vermögenswerte der Gesellschaft zu einem
niedrigeren als dem Marktwert“ untersagt. Dies machte es den
PWK-Geschäftsführern praktisch unmöglich die Schulden der Firma zu
begleichen.
Neben der Politik beschäftigen sich inzwischen Polizeibehörden und
Staatsanwälte in Thailand und in Deutschland mit dem Fall und
ermitteln gegen Wolfgang Boyé und seine Mitmanager wegen Betruges.
Auch muss sich elumeo SE gegen eine Multi-Millionen-Klage erwehren.
Lieferanten der elumeo-Tochter PWK haben das Unternehmen verklagt,
weil sie nicht bezahlt wurden, darunter so große Diamantenlieferanten
wie Flawless. Andere Gläubiger wie Bright Future und G4S wurden
ebenfalls nicht bezahlt.
Als ein wichtiger Unterstützer des angeschlagenen elumeo-Managers
Wolfgang Boyé erwiesen sich auf der letzten Hauptversammlung die
Vermögensverwalter von FPM (Frankfurt Performance Management), die
gegen die Einsetzung eines Sonderprüfers stimmten. Dieser sollte
untersuchen, wie das einst vielversprechende Unternehmen unter dem
Management von Wolfgang Boyé eine solche Talfahrt hinlegen konnte.
Auch sollte der Sonderprüfer die Vorgänge um die Schließung des
Schmuckherstellers PWK ausleuchten.
Auf besonderes Interesse dürfte die Entwicklung bei elumeo SE und
die Behandlung der geprellten PWK-Mitarbeiter in Thailand beim
staatlichen Norwegischen Staatsfonds stoßen, der größte Staatsfond
der Welt. FPM, Unterstützer von elumeos Verwaltungsrat Wolfgang Boyé
beraten den Staatsfonds bei deutschen Aktien. Nach einem größeren
Investment 2015 bei elumeo in Höhe von 40 Mio. NOK, belief sich der
Aktienanteil 2018 auf 2 Mio. NOK.
Die Anlagerichtlinien des norwegischen Staatsfonds sind von den
Prinzipien ethischer Investments geprägt. So investiert der Fonds
nicht mehr in Unternehmen, die Massenvernichtungswaffen herstellten
oder gegen Menschen- und Arbeitnehmerrechte verstoßen. FPM dürfte
angesichts der Geschehnisse um den Schmuckhersteller PWK nicht nur
wegen des offenbar schlechten Investments in die schlingernde elumeo
SE in Erklärungsnöte kommen, sondern auch wegen der Missachtung von
Arbeitnehmerrechten bei der elumeo-Tochter PWK. Es wäre übrigens
nicht das erste Mal, dass die Norweger deshalb Konsquenzen ziehen:
Der norwegische Staatsfonds hat aufgrund der Missachtung der
Arbeitnehmerrechte seine Beteiligung am amerikanischen Handelsriesen
Walmart beendet.
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Rechtsanwalt Roderich Schaetze
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