Sie benötigen Material zur Fertigung Ihrer Waren oder möchten ein neues Produkt auf den Markt bringen? Dann benötigt Ihr Unternehmen Kapital für den Rohstoffeinkauf oder die Dienstleistung eines Marketingfachmanns oder IT-Dienstleisters. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) oder Start-ups ist es häufig schwierig, einen Bankkredit zu erhalten. Wenn die Bank das Darlehen ablehnt oder hohe Sicherheiten fordert, kann eine Einkaufsfinanzierung für Wareneinkäufe die Lösung sein. Es handelt sich um eine Finanzdienstleistung für den Mittelstand, die unabhängig von Kreditinstituten angeboten wird. Ein anderer Ausdruck für eine Einkaufsfinanzierung ist der englische Begriff Finetrading.
Was bedeutet Finetrading?
Ursprünglich haben Banken Einkaufsfinanzierungen als Alternative zu einem Geschäftskredit angeboten. Seit einigen Jahren treten Fintechs und Finanzdienstleister als Zwischenhändler für Finetrading auf. Dadurch werden die beiden Begriffe gleichbedeutend benutzt.
Als Unternehmer können Sie ihr Umlaufvermögen durch Finetrading finanzieren. Dazu zählen Rohstoffe, Hilfsstoffe zur Fertigung, Brennstoffe und andere Betriebsstoffe. Auch halbfertige Waren, die weiterverarbeitet werden, gehören zum Umlaufvermögen. Sie können die Bestellung wie gewohnt bei Ihren Lieferanten aufgeben. Die Bezahlung erfolgt jedoch durch einen Finetrader als Zwischenhändler. Der Lieferant erhält pünktlich sein Geld und Sie erhalten die bestellte Ware. Gleichzeitig stellt der Finetrader Ihnen eine Rechnung mit einem langen Zahlungsziel von 120 Tagen aus. Bis zum Erreichen des Zahlungstermins können Sie frei entscheiden, wann Sie die Rechnung bezahlen. Dadurch bietet Ihnen die Einkaufsfinanzierung Vorteile bei unternehmerischen Entscheidungen. Sie müssen aber auch einige Nachteile beachten.
Einkaufsfinanzierung: Ihre Vorteile
Diese Vorteile bietet Ihnen die Einkaufsfinanzierung:
- Höhere Liquidität für Ihr Unternehmen
- Flexibilität beim Zeitpunkt des Wareneinkaufs
- Längeres Zahlungsziel als bei direkten Verhandlungen mit dem Lieferanten
- Garantierte Zahlung an den Lieferanten, dadurch bessere Verhandlungsposition
- Kein Fremdkapital, daher bessere Bonität
- Entlastung von Kontokorrentkredit und Kreditlinie bei der Hausbank
- Keine eigene Kreditversicherung notwendig, dadurch Kostenersparnis
Welche Nachteile gibt es?
Neben den Vorteilen müssen Unternehmen auch die Nachteile beachten, die eine Einkaufsfinanzierung mit sich bringen kann:
- Häufig höhere Kosten als bei einem langfristigen Bankdarlehen
- Begrenzte Finanzierung, nicht für Großbestellungen geeignet
- Aufwendige Implementierung in das hauseigene IT-System erforderlich
Für welche Unternehmen eignet sich eine Einkaufsfinanzierung?
Eine Einkaufsfinanzierung eignet sich für Unternehmen, die hohe Lagerbestände benötigen oder saisonbedingt unterschiedlich hohe Bestellungen bei ihren Lieferanten aufgeben. Dazu zählen Handwerker, Hersteller von Geschenkartikeln, Sportartikelhändler und andere Einzelhändler. Auch Start-ups mit steigendem Umsatz können die Einkaufsfinanzierung als Finanzierungsform nutzen. Der Ablauf ist in wenigen Schritten erklärt und auch die Verhandlungen mit dem Finetrader sind schnell erledigt. Hier zeigen sich Parallelen zum Factoring. Auch der Verkauf offener Rechnungen an einen Factor ist schnell und unkompliziert auszuführen.
So läuft die Einkaufsfinanzierung ab
Hier die einzelnen Schritte der Einkaufsfinanzierung:
- Sie verhandeln wie gewohnt mit Ihrem Lieferanten über Einkaufskonditionen und Lieferbedingungen.
- Vor der Bestellung holen Sie das Einverständnis des Finetraders ein.
- Der Lieferant liefert die Bestellung direkt an Ihr Unternehmen.
- Die Rechnung stellt der Lieferant an den Finetrader aus.
- Der Finetrader bezahlt die Rechnung fristgemäß und wird damit Eigentümer der gelieferten Ware.
- Sie erhalten eine Rechnung des Finetraders mit Zahlungsziel 120 Tage.
- Innerhalb der Frist zahlen Sie die Rechnung an den Finetrader und das Eigentum an der Ware geht auf Sie über.
Einkaufsfinanzierung oder Reverse-Factoring?
Durch eine Einkaufsfinanzierung finanziert ein Finetrader das Umlaufvermögen des Käufers. Beim Reverse-Factoring kauft ein Factor die Verbindlichkeiten des Käufers an. Bei der Einkaufsfinanzierung handelt es sich um ein Handelsgeschäft, während Factoring zu den Bankgeschäften zählt. Häufig wird Reverse-Factoring erst bei hohen Einkaufssummen angeboten, während sich eine Einkaufsfinanzierung auch für KMU eignet. Die Kosten fallen bei einer Einkaufsfinanzierung in der Regel höher aus als die Kosten für den Forderungsankauf. Der größte Unterschied liegt im Zeitpunkt des Einsatzes: Factoring setzt erst nach Ausstellung der Rechnung an Ihren Kunden ein. Durch eine Einkaufsfinanzierung finanzieren Sie die Mittel, die Sie zur Produktion der verkauften Ware benötigen.