
Die Digitalisierung steht seit Jahren im Fokus vieler Akteure in Deutschland. Dass sich das Land schwer damit tut, neue Wege zu gehen, sich zu digitalisieren und einen Fortschritt zu versuchen, ist seit langem klar. Doch durch den Ausbruch der Corona-Pandemie wurde nun auch für die Bevölkerung deutlich, was es heißt, in einem unzureichend digitalisierten Land zu leben. Vor allem das Gesundheitssystem hinkt stark hinterher. Schmerzhaft mussten in den letzten Monaten Änderungen durchgeführt werden, die nicht nur immense Kosten, sondern auch massive Umstellungen in kürzester Zeit erforderten.
Doch wie steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern da? Das Telemedizin-Unternehmen Zava hat zahlreiche Daten und Hintergrundinformation zu Status quo und aktuellen Entwicklungen im Bereich der Telemedizin zusammengetragen.
Digital Health Index: Ein Indikator des Versagens
- Estland 81,9
- Kanada 74,7
- Dänemark 72,5
- Israel 72,4
- Spanien 71,4
- …
- Deutschland 30
- Polen 28,5
Diese Auflistung zeigt den Digital Health Index verschiedener Länder im Vergleich auf. Auffallend niedrig sind die Werte für Deutschland und Polen. Doch was sagt dieser Index aus? Der Index misst, wie gut das Gesundheitswesen in den jeweiligen Ländern digitalisiert ist. Hierzu zählen nicht nur die Video-Sprechstunde mit den Ärzten, sondern vor allem die Übermittlung sowie Erfassung personenbezogener Patientendaten. Ebenso finden Applikationen Berücksichtigung, welche es den Patienten leichter machen sollen, Rezepte oder Krankschreibungen zu erhalten. In Worten der Bonner Forschungsgesellschaft „empirica Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung“, welche die Studie zur Ermittlung des Index durchgeführt hat, geht es um die Bewertung von Strategien, technische Readiness sowie die tatsächliche Datennutzung.
Je höher der Index ist, desto besser ist das Gesundheitssystem digitalisiert. Erschreckenderweise findet sich Deutschland auf dem vorletzten Platz des Rankings, welches 17 Länder unter die Lupe nimmt. Nur Polen ist mit einem etwas geringeren Index hinter Deutschland angesiedelt.
Was muss Deutschland dazulernen?
Im Vergleich zu anderen Ländern wird klar, dass Deutschland den Anschluss verloren hat. Doch wie kann sich das schnellstmöglich ändern? Ein erster Schritt wäre die klare Regulierung der Gesetzeslage bezüglich der Digital Health. Inwiefern ist die Video-Sprechstunde zulässig? Wann muss der Arzt tätig werden? Wer haftet, wenn sensibel Daten verloren gehen? All dies sind Fragen, die Ärzten aber auch Patienten Sorgen bereiten.
Zudem muss Deutschland mehr auf die Möglichkeiten des Smartphones zurückgreifen. Applikationen sind in vielen Ländern bereits fester Bestandteil des Gesundheitssystems. Mit Apps haben Sie nicht nur die Möglichkeit Ihre Ernährung im Tagebuch zu führen, Schritte zu zählen oder eine Schlafanalyse durchzuführen. Ebenso müssen sich vor allem Versicherer digitalisieren. So kann das Einreichen von Arztrechnungen ebenso wie die Erstattung von Geldern zu einem Kinderspiel werden.
Vorteile der Digital Health
Die digital Health ebenso, wie die Telemedizin geht mit zahlreichen Vorteilen einher. Einer sollte jedoch im Vordergrund stehen: In ländlichen Regionen kommt es zunehmend zu einem Abbau der Arztpraxen. Dies stellt vor allem für ältere Menschen ein Problem dar. Sie sind kaum ausreichend mobil, um in die nächste Stadt zu fahren. Ein Besuch bei einem Facharzt, der viele Städte entfernt aufzusuchen ist, wird zur Herausforderung. Mittels Telemedizin können Besprechungen nun online stattfinden. Dies erspart nicht nur Wartezeit sowie Fahrtzeit, sondern auch hohe Kosten und eine Belastung für den Patienten.