Auf dem globalen Transportmarkt wächst der Einsatz im Ringen um
die Vormachtstellung: Eine Rekordsumme von 13,8 Milliarden US-Dollar floss 2019
an Start-ups, die mit Digitaltechnik die etablierten Logistikunternehmen
herausfordern. Wurde vor einigen Jahren das meiste Geld in die Entwicklung neuer
Technologien investiert, liegt der Fokus heute darauf, möglichst schnell
Marktanteile zu erobern. Für etablierte Transport- und Logistik-unternehmen
stellt diese Entwicklung gleichermaßen Risiko und Chance dar, denn Start-ups
sind bei ihrer Suche nach schnellem Wachstum auf Partner angewiesen. Das zeigt
die 4. Auflage der jährlichen Analyse zu Logistik Start-ups der
Strategieberatung Oliver Wyman.
Die Digitalisierung in der Logistik gewinnt weiterhin an Tempo. Das lässt sich
unter anderem an den Investitionen in digitale Logistik Start-Ups ablesen: 2019
stieg die Finanzierungssumme in Start-ups auf einen Rekordwert von 13,8
Milliarden Dollar – ein Plus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Auffällig
ist vor allem der Anstieg jener Finanzierungen, die zwischen 100 Millionen und
einer Milliarde Dollar schwer waren“, sagt Joris D–Incà , Partner und
Logistikexperte bei OIiver Wyman. Gab es 2018 erst zwölf solcher
Mega-Kapitalspritzen, zählten die Experten 2019 bereits 27. „Die immer größeren
Mittelzuflüsse dienen in erster Linie dem zügigen Sichern von Marktanteilen. Oft
entspringt das einer Winner-takes-it-all-Logik der Geldgeber“, sagt
Max-Alexander Borreck, Principal bei Oliver Wyman.
Vor allem Start-ups aus China und den USA fahren mit aggressiven
Expansionsstrategien die Ellenbogen im Wettbewerb aus und heizen den auf
Verdrängung ausgerichteten Wettbewerb an. Zu den 30 Firmen, die 2019 mindestens
100 Millionen Dollar einsammelten, gehören 14 US-amerikanische sowie fünf
chinesische Start-ups. Mit der Berliner Landverkehrsplattform Sennder schaffte
es 2019 auch ein deutsches Unternehmen in diesen Top-30-Zirkel. Glovo aus
Spanien und Relex Solutions aus Finnland sind die einzigen weiteren Europäer.
Verschärfter Wettbewerb
Dass die Start-ups die traditionellen Logistikanbieter vom Markt verdrängen
werden, bezweifeln die Experten. „Die Winner-takes-it-all-Strategie der
Investoren wird sicher in vielen Fällen nicht aufgehen“, sagt Borreck. Denn auch
klassische Anbieter technologisieren ihr Kerngeschäft „Das Speditionsgeschäft
lässt sich nicht zu 100 Prozent automatisieren, da sind auch künftig menschliche
Problemlösungskompetenz und Spezialwissen gefragt“, ergänzt D–Incà .
Im Wettstreit der Digitalspezialisten untereinander steht dagegen zunehmend ein
Kampf um die Vormachtstellung an. Ob IT-Plattformen für See- und Luftfracht und
Landverkehr, Fintech-Lösungen für die Logistik oder Lieferlösungen für die
letzte Meile: „Gerade in den digital getriebenen Geschäftsmodellen müssen sich
die neuen Akteure auf verschärften Wettbewerb einstellen. Sowohl das
Wachstumstempo als auch die Konsolidierung wird dort kurz- und mittelfristig
höher sein als im klassischen Wettbewerbsumfeld“, sagt Borreck.
Herausforderer bereit zum Sprung
In ihrer Studie betrachten die Berater unter anderem „Digital Incumbents“, also
Unternehmen, die es bereits heute geschafft haben, internationale
Logistik-Netzwerke zu errichten und sich in ihren Heimatmärkten gegen etablierte
Logistiker durchzusetzen. Ihnen sind rund 45 bereits mit einem guten
Finanzpolster ausgestattete Herausforderer mit globalen Ambitionen
(„Challenger“) auf den Fersen. „Diese Firmen zeichnen sich durch eine solide
Finanzierung, differenzierende Technologie und ein Portfolio an starken Kunden-
und Partnerschaftsbeziehungen aus“, sagt D–Incà . Gefolgt werden die Challenger
von rund 200 „Rookies“, die mindestens 25 Millionen US-Dollar Kapital
eingesammelt haben und vielversprechende technische oder kommerzielle Piloten
gestartet haben.
Den Status des Digital Incumbents haben im Zuge des chinesischen
E-Commerce-Booms zwei Firmen erreicht: Cainiao aus dem Alibaba-Ökosystem und JD
Logistics, die Tochter des Onlinehändlers JD.com. Unter den Challengern sind 20
US-amerikanische sowie sechs chinesische und vier indische Unternehmen, aber mit
Sennder und Transporeon auch zwei deutsche Firmen.
Gezielte Kooperation
Angesichts des hohen Veränderungstempos ist für viele alteingesessene Logistiker
eine Kooperation mit digitalen Herausforderern strategisch sinnvoll. „Eine
Partnerschaft lohnt sich für etablierte Logistiker, wenn sie hilft die
Digitalisierung des Kerngeschäfts zu beschleunigen“, sagt D–Incà . Es müsse
jedoch sichergestellt werden, dass die zentrale Schnittstelle zum Kunden unter
Kontrolle bleibe, warnt der Logistikexperte.
Die Studie nennt Beispiele für gelungene Schulterschlüsse: So kooperiert DHL mit
der US-Landverkehrsplattform Convoy, um Kunden eine bessere Abdeckung in den USA
zu gewährleisten und Wachstumschancen mit dem rasant wachsenden Partner zu
nutzen. Convoy profitiert vom indirekten Zugang zu zahlreichen DHL-Kunden. DB
Schenker zeigt mit seiner strategischen Partnerschaft mit dem Transport-Start-up
Einride aus Stockholm, wie sich autonom fahrende Elektro-Lkw in etablierte
Lieferketten integrieren lassen. „Es existieren attraktive Kooperationsmodelle,
bei denen Start-ups und etablierte Logistiker wirklich zusammenarbeiten, um
Teile der Wertschöpfungskette zu technologisieren. „Dieser Ansatz ist für
etablierte Logistiker sinnvoller als der aus einer Finanz- bzw. Portfolio-Logik
getriebene Aufkauf von Start-ups“, sagt Borreck. „Denn wer sich durchsetzen
wird, ist in vielen Feldern noch unklar.
ÜBER OLIVER WYMAN
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5.000 Mitarbeitern in 60 Büros in 29 Ländern. Wir verbinden ausgeprägte
Branchenexpertise mit hoher Methodenkompetenz bei Digitalisierung,
Strategieentwicklung, Risikomanagement, Operations und Transformation. Wir
schaffen einen Mehrwert für den Kunden, der seine Investitionen um ein
Vielfaches übertrifft. Wir sind eine hundertprozentige Tochter von Marsh &
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