Deutsches Kinderhilfswerk: Betreuungsgeld abschaffen, Kita-Qualität steigern

Das Deutsche Kinderhilfswerk spricht sich dafür
aus, das Betreuungsgeld zugunsten einer umfassenden
Qualitätsoffensive in deutschen Kitas abzuschaffen. Aus Sicht des
Deutschen Kinderhilfswerkes zeigen aktuelle Studien wie
beispielsweise der TU Dortmund und des Deutschen Jugendinstituts,
dass das Betreuungsgeld zentrale Zielstellungen der Bildungs- und
Sozialpolitik konterkariert und die soziale Schere zwischen Arm und
Reich verstärkt. Statt des Betreuungsgeldes brauchen wir ein
Investitionsprogramm in Höhe von mindestens 50 Milliarden Euro für
die nächsten zehn Jahre im Bereich der frühkindlichen Bildung.

„Das Betreuungsgeld untergräbt viele familien- und
kinderpolitische Ziele gleichzeitig. Es setzt besonders für
finanziell benachteiligte Familien falsche Anreize und hält gerade
Kinder aus bildungsfernen Familien von der Kinderbetreuung fern.
Unsere Befürchtungen, dass es durch das Betreuungsgeld zu einer
sozial ungleichen Inanspruchnahme von frühkindlicher Bildung kommt
und damit die Bemühungen zur Steigerung der Chancengerechtigkeit in
Deutschland erschwert werden, sehen wir leider bestätigt“, erklärt
Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Das Deutsche Kindeshilfswerk fordert eine umfassende
Qualitäts-Offensive in deutschen Kitas. Denn das frühkindliche
Bildungssystem in Deutschland zeichnet sich immer noch vor allem
durch extreme Unterschiede in Qualität und Verfügbarkeit von
Kindertagesbetreuung in einzelnen Bundesländern und Gemeinden aus.
Die frühkindlichen Bildungschancen von Kindern hängen stark davon ab,
wo sie zufällig wohnen. Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes
brauchen wir in Deutschland gut ausgestattete Kitas, in vielen
Einrichtungen einen besseren Betreuungsschlüssel und eine weitere
Professionalisierung der Fachkräfte. Zudem muss im Bereich der
Kindertagespflege durch umfangreiche Zertifizierungskurse die
Qualifikation gesichert werden.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat unlängst
festgestellt, dass zu wenig Kitapersonal die Kinder krank macht. Hier
gilt es durch quantitative Mindeststandards bei den Fachkräften
entgegen zu wirken. Außerdem ist eine fortlaufende
Professionalisierung und Weiterbildung der Fachkräfte dringend
geboten. Das Personal braucht neben pädagogischen Kernkompetenzen
auch Diagnosefähigkeiten, um sowohl Defizite als auch Fähigkeiten von
Kindern zu erkennen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert außerdem deutlich mehr
akademisch ausgebildete Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen.
Es muss sichergestellt werden, dass pädagogische Fachkräfte in ihrer
Ausbildung auch auf die Vermittlung relativ neuer Wissensbereiche,
wie zum Beispiel Medienbildung oder interkulturelle Pädagogik
ausreichend vorbereitet werden. Dazu gehört auch, die Mitbestimmung
von Kindern in Kindertageseinrichtungen mehr als bisher ins Zentrum
der Arbeit zu rücken. Denn die frühe Beteiligung von Kindern
durchbricht den Kreislauf der Vererbung von Armut. So hat der
Kinderreport 2012 des Deutschen Kinderhilfswerkes gezeigt, dass
Kinder durch Mitbestimmung schon in jungem Alter soziale Kompetenzen
entwickeln, die sie stark machen. Dadurch können die Kinder
erfolgreich mit aversiven Reizen umgehen. Für Kinder aus
benachteiligten sozialen Lagen ist es also von besonderer Bedeutung,
schon im jungen Alter in der Kita entsprechende Erfahrungen machen zu
können. Durch frühe Mitbestimmung können die Kinder die Folgen von
sozialer Benachteiligung kompensieren.

Pressekontakt:
Weitere Informationen und Rückfragen: Uwe Kamp, Pressesprecher
Telefon: 030-308693-11
Mobil: 0160-6373155
Fax: 030-2795634
Mail: presse@dkhw.de
Internet: www.dkhw.de und www.facebook.com/dkhw.de
Twitter: @DKHW_de

Weitere Informationen unter:
http://